Knapp ein Jahr ist es her, dass sich Lea von Tim getrennt hat. Die Gründe waren vielschichtig, die Versuche, ob es mit ihnen beiden funktionieren kann, zahlreich und erfolglos. Sehnsüchtig wartet Lea auf den Tag, an dem Tim endlich die gemeinsame Wohnung verlassen wird.

Doch was dann folgt, ist absoluter Psychoterror:

Es ist kurz nach Weihnachten und die Kinder glückselig. Das erstgeborene hatte ein Sportevent und konnte sich den ersten Platz sichern. Stolz fährt die Familie nach Hause. Lea und Tim wissen, dass heute der Tag des Auszugs ist. Tim bat darum, dass er es den Kindern erzählen dürfe. Diese Bitte hat Lea ihm nicht abgeschlagen. Allerdings ist sie verwundert, dass die Kinder – es ist bereits nachmittags – nichts davon wissen.

Zuhause angekommen packt Tim seine Taschen, leiht sich das Auto von Lea aus und bringt seine Sachen in sein neues Zuhause. Er kommt nur noch mal zurück, um Lea den Autoschlüssel wiederzugeben. Dass sie auch den Wohnungsschlüssel ausgehändigt haben möchte, passt Tim gar nicht. Schlussendlich tut er es dennoch.

Er holt noch seine letzten Dinge und steckt dann seinen Kopf ins Wohnzimmer, wo Lea und die Kinder sitzen. Die Kinder spielen entspannt und fröhlich, als sie Tims leises „Tschüss“ vernehmen. Erstaunt wollen die Kinder wissen, wo der Papa denn hingehen würde. Es ist doch gleich Zeit fürs Abendessen. Kalt sieht Tim an den Kindern vorbei und antwortet kurz „nach Hause“. Er ist im Begriff, die Tür zu schließen.

Fassungslos sehen die Kinder zu Lea. Was redet der Papa denn da, soll sie die Situation erklären. Eines der Kinder läuft zu Tim und möchte in den Arm genommen werden. Kurz drückt er sein Kind, schiebt es aber schnell zur Seite, da seine Bahn gleich komme. Irritiert und traurig bleiben die Kinder zurück, Lea ist sprachlos.

In den nächsten Tagen verstehen sich Lea und Tim ganz gut. Lea bittet ihren Ex, sich zu überlegen, wann und wie oft er die Kinder sehen möchte. Sie ist für alles offen. Er verspricht, es ihr mitzuteilen, wenn er einen Plan hat.

Der Januar ist bereits fortgeschritten, als Tim Lea informiert, dass er die Kinder nur einzeln nehmen könne. Jede dritte Woche einen Nachmittag ein Kind. Lea stimmt traurig zu. Die Kinder brauchen ihren Vater und besser so als wie in den letzten Wochen: gar nicht.

Doch diese Vereinbarung hält nicht lange an. Lea bittet Tim, die Kinder auch gemeinsam zu nehmen, zudem mal über Nacht. Er lehnt ab.
Kurz darauf eskaliert es.

Er möchte für die gemeinsamen Kinder keinen Unterhalt bezahlen. Schließlich müsse er auch an sich denken. Das teilt Tim seiner Ex mit, während die Kinder direkt neben ihr stehen.
Er möchte die Kinder auch nicht über Nacht betreuen, schon gar nicht gemeinsam. Ist doch Leas Problem, wenn sie jemand anderes kennenlernen möchte. Wenn sie ihn nicht mehr will, dann soll sie doch zusehen, wie sie das Haus, die Kinder und ihr Leben allein auf die Reihe bekommt. Auf seine Unterstützung wird sie nicht zählen können.

Während Tim sich nun so ein schönes Leben macht, viel feiern geht und den Umgang immer wieder spontan absagt, dabei aber allen Bekannten erzählt, Lea würde ihm den Umgang verweigern, kommt Lea an ihre Grenzen. Er hat offensichtlich Spaß daran, sie leiden zu sehen. Seine Kinder hat er weder im Blick noch in seinen Gedanken. Das jüngste Kind hat er inzwischen seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen.

Lea sucht einen Anwalt auf.

Von diesem geht ein Schreiben an Tim: Er möge bitte auf sein Sorgerecht verzichten. Er möge außerdem eine verbindliche Umgangsregelung finden. Darüber hinaus hat er Betrag x an Unterhalt für die Kinder und Betrag y an Unterhalt für Lea zu bezahlen. Weiterhin geht es um noch einige weitere finanzielle Aspekte.

Nicht überraschend geht das Antwortschreiben seines Anwalts lediglich auf die finanziellen Punkte ein. Sowohl Sorgerecht als auch Umgang werden nicht einmal erwähnt. Tims Prioritäten sind offensichtlich.

Hämisch grinsend teilt er seiner Ex bei einem persönlichen Treffen mit, dass sie sich gerne mit beiden Anwälten zusammensetzen können. Tim ist herablassend, Lea optimistisch.

Einige Zeit später findet dieses Treffen statt. In der Kanzlei von Leas Anwalt besprechen sich die vier. Lea ist aufgeregt, zu gut kennt sie Tim und seine widerlich arrogante Art.

Die Finanzen sind Lea egal, sie möchte eine verbindliche Umgangsregelung. Tim aber geht es ums Geld. Er sieht es nicht ein, mehr als nötig zu bezahlen. Weder möchte er seiner Ex ihr Leben finanzieren noch sie dabei unterstützen, das Leben der gemeinsamen Wunschkinder stemmen zu können.
Leas Anwalt sieht das ein wenig anders. Eine hitzige Diskussion entfacht. Tim sieht sein Partyleben dahin schmelzen. Erkennbar wird das, als der Punkt Umgang auf der Tagesordnung steht.

Arrogant und verächtlich tut Tims Anwalt kund, dass Lea ihrem Ex die Kinder vorenthalten würde. Zu gerne würde er Zeit mit seinen Kindern verbringen, Lea aber lässt das nicht zu.

Vor Wut zitternd greift Lea in ihre Tasche. Im Gegensatz zu Tim hat sie sich auf diesen Termin vorbereitet. Sie zieht einen dicken Stapel ausgedruckter Emails hervor. Jede einzelne Nachricht, die Tim ihr in den letzten 14 Monaten hat zukommen lassen, liegt nun auf dem Tisch.
Nach anfänglicher Skepsis wirft der gegnerische Anwalt einen Blick auf die Unterlagen. Die Gesichtszüge entgleiten ihm. Fassungslos blickt er erst zu Lea, dann zu ihrem Anwalt und letztlich zu Tim. Er bittet um eine kurze Pause.

Mit seinem Mandanten verlässt er den Raum. Lea und ihr Anwalt bleiben zurück.

Nur kurze Zeit später öffnet sich die Tür zum Besprechungsraum und die beiden teilen mit, dass das Gespräch fortgesetzt werden kann.
Von der vorherigen Arroganz ist nichts mehr übrig. Als es um die Terminabsprachen des Umgangs geht, macht Tim, was er am besten kann: belangloses Zeug ohne Substanz von sich geben.

Lea stellt klar, dass sie zu jeder Art Umgangsmodell bereit ist. Sogar, dass Tim seine Kinder gar nicht mehr sieht, wenn er sich das wünscht. Ihre einzigen beiden Bedingungen formuliert sie klar und deutlich: Verbindlich und zuverlässig.
Die beiden Anwälte stimmen ihr zu. Tim auch.

Er fordert, die Kinder alle 14 Tage zu sehen. Irritiert ob der Forderung sehen sich die beiden Anwälte an. Lea blickt ihren Ex herausfordernd an, und stimmt seiner Forderung zu. Wenn er denn versichert, dass er die Kinder verbindlich und zuverlässig jeden zweiten Freitag abholen wird. Die Zustimmung beider Anwälte ist Lea gewiss.

Tim stimmt zu. Mit Nachdruck erklärt Lea ihm, was alle 14 Tage und vor allem die Adjektive zuverlässig und verbindlich bedeuten. Die Anwälte unterstützen sie, beide. Sein Grinsen weicht einer panischen Blässe. Stotternd bittet er darum, für den Anfang vielleicht doch lieber alle drei Wochen zu vereinbaren.

Nicht nur Lea fällt ein Stein vom Herzen.

Die Anwälte möchten gerne das Startdatum des Umgangs festlegen. Lea erklärt, dass sie auf Grund der Unzuverlässigkeit der Vergangenheit keinerlei Termine vereinbart hat, die sie nicht auch mit den Kindern wahrnehmen könnte, weswegen sie jederzeit starten können. Allerdings bittet sie darum, dass eine noch nicht datierte Beerdigung einen Wochenend-Tausch im Umgang ermöglichen möchte, sollte dieser Termin auf ein Umgangswochenende des Vaters fallen.

Ganz offensichtlich passt Tim diese Flexibilität überhaupt nicht. Er lehnt sich zurück und fordert in einem kalten Ton, dass gleich dieses Wochenende mit dem Umgang begonnen werden soll. Obwohl Lea zustimmt, bitten beide Anwälte Tim, seinen Kalender zu überprüfen. Sichtlich genervt nimmt er sein Handy zur Hand. Und wird noch blasser. Mit leiser Stimme verkündet er, dass das kommende Wochenende bei ihm doch nicht möglich sei.
Eine Überprüfung der nächsten Wochen ergibt einen Umgangsstart in fünf Wochen.

Nicht nur Lea ist ob dieser Feststellung irritiert.

Es wird vereinbart, dass die Kinder ab in fünf Wochen jedes dritte Wochenende bei ihrem Vater verbringen werden. Die anteiligen Ferien des Vaters werden ebenfalls vereinbart. Diese werden Tims Eltern übernehmen, interveniert er. Lediglich die letzte Woche der Sommerferien verbringen die Kinder bei ihrem Vater. Das Ganze soll bis Ende des Schuljahres gehen, dann kommt Tim eigenständig auf Lea zu und die beiden vereinbaren einen engmaschigeren Rhythmus.

Inzwischen sind vier Jahre vergangen. Die Kinder werden weiterhin alle drei Wochen abgeholt. Während es eine Zeit lang so geregelt war, dass Tim die Kinder freitags direkt aus der Betreuungseinrichtung übernimmt und sie montags dort wieder hinbringt, hat er Lea irgendwann mitgeteilt, dass ihm das nicht mehr möglich ist. Er holt sie Freitagabend bei Lea zu Hause ab und bringt sie Sonntagabend wieder dorthin zurück. Der Vorlauf beträgt keine vier Wochen, an eine Absprache ist nicht zu denken, schließlich geht es um seinen Job. Er müsse die Kinder auch gar nicht nehmen.

Aus Sonntagabend wieder zurückbringen wird schon bald ein später Sonntagnachmittag und in den zweiten Sommerferien vergisst Tim, dass er die Kinder hat und bucht einen Urlaub mit Freunden. Da Lea möchte, dass die Kinder sich in der sechsten Ferienwoche nach Möglichkeit schon wieder langsam an den Alltag gewöhnen und in ihre Betreuungseinrichtungen gehen, kann Tim die beiden leider nicht mitnehmen. Stattdessen lässt er sie von seinen Eltern abholen. Diese verbringen die letzte Ferienwoche mit den Kindern, in ihrem 600 Kilometer entfernten Heimatort.

Tim liebt es, sich als fantastischen Vater zu präsentieren. Außerdem liebt er Statussymbole. Daher ist es kein Wunder, dass er sich gemeinsam mit seiner Freundin eine große Wohnung sucht. Dass diese für die Kinder unerreichbar ist, während sie zur jetzigen allein fahren können, muss Lea verstehen. Müsste Lea verstehen. Denn sie erfährt von der neuen Wohnung nur von den Kindern, Tim selbst hat es nicht erwähnt. Die Kinder aber erfahren es immerhin 24 Stunden vor dem anstehenden Umzug.

Die Prioritäten im Leben von Tim sind klar und deutlich. Inzwischen nicht nur für Lea, sondern auch für die Kinder. Tim selbst hält sich weiterhin für einen aufopfernden Vater, der alles für seine Kinder tut. Und das vermittelt er auch seinem direkten Umfeld. Aus unbekannten Gründen glauben diese ihm. Noch.


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