Bei strahlendem Sonnenschein wacht die Mutter auf. Es ist warm. Sehr warm. Sie ist wenig gewillt aufzustehen. Jemals wieder.

Doch sie hat versprochen, heute etwas zu erledigen. Einkaufen müsste sie auch. Und verabredet ist sie außerdem. So viel zu tun an nur einem Tag. Sie bleibt liegen und dreht sich noch einmal um.

Stunden später treibt die Kaffeesucht sie aus dem Bett. Mit dem heißen Glück geht es direkt weiter auf den Balkon. Dort verbringt sie weitere Stunden.

Bis eine Nachricht sie vollkommen aus der Fassung bringt. Sie hofft auf ein Missverständnis, da es ansonsten nicht einschätzbare Konsequenzen geben wird. Mit einem deutlich erhöhten Puls geht sie duschen.

Doch weder das heiße noch das kalte Wasser beruhigen sie. Sie zieht sich an, packt ihre Sachen. In diesem Moment erhält sie die Info, dass es sich tatsächlich um ein Missverständnis handelt.

Dennoch ist ihre Laune merklich schlechter. Zwar ist die Situation anders als gedacht, es wäre aber durchaus denkbar gewesen, dass dem nicht so ist.

Sie trifft eine Entscheidung. Ob es klug ist, wird sich noch herausstellen. Auch die Umsetzbarkeit ist unklar. Auf jeden Fall wird sie sich in diese Entscheidung nicht – wieder – reinreden lassen.

Sie macht sich auf den Weg zur Erledigung. Denn den Eiskaffee, den sie mit der Verabredung im Anschluss genießen wird, braucht sie jetzt dringend.

Ob es eine gute Idee ist, die acht Kilometer pro Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen, wird sich später herausstellen. Jetzt aber ist es das passende Vehikel.

Die Mutter kommt gut und in einem Stück am Zielort an. Der Nachmittag ist entspannt und mit kaltem und heißem Kaffee auch sehr ausgewogen.

Auf dem Rückweg beschließt sie, den leerstehenden Garten, den sie zu betreuen hat, nicht nur zu pflegen, sondern auch zu nutzen. Ihr Buch hat sie vorsichtshalber eingepackt, Getränke sind kaltgestellt.

Grade als sie es sich in der Sonne bequem gemacht hat, erreichen sie knapp dreißig Nachrichten. Hänsel befindet sich im gif-Wahn. Auch einige Sprachnachrichten sind dabei. Die Kinder klingen nicht so, als würden sie ihre Mutter vermissen. Liebesschwüre kommen dennoch, weswegen es der Mutter nicht ganz so schwer fällt.

Sie überlegt, ob sie am Abend etwas unternehmen soll. Ursprünglich war die nachmittags-Verabredung für später angedacht, weswegen der Abend nun wieder frei ist. Richtig motiviert ist sie allerdings nicht.

Es ist warm. Sehr warm. Dennoch vereinbart sie etwas. Auch Hänsel hat Pläne für seine Mutter. Ein langes Telefonat möchte er führen und ihr alles erzählen. Dass er schon in wenigen Stunden zuhause sein wird, ist irrelevant.

Selbstverständlich tut die Mutter den beiden – auch Gretel möchte gerne über ihre Pool- und Garten-Abenteuer berichten – den Gefallen, bevor sie selbst ihre Abend-Unterhaltung startet.


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