Das Wochenende beginnt. Ins Fenster der Mutter scheint die Sonne hinein. Sie erinnert sich an ein Gespräch vom Vortag, in dem es hieß, heute wird der letzte schöne Tag.

Dennoch dreht sich die Mutter nochmals um. Aber mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen.

Kurze Zeit später nimmt sie ihr Handy zur Hand. Immer noch keinerlei Nachricht von Hänsel. Die Annahme, dass vom Vater noch etwas kommen wird, hat sie inzwischen aufgegeben.

Eine interessante Nachricht ist dennoch eingegangen. Der Vater hat, wieder, ordentlich etwas durcheinander gebracht – böse Menschen würden sagen, es ist typisch für ihn und liegt an seinem Desinteresse gegenüber seiner Kinder.

Die Info entfacht die Gedanken, ob Gretel wirklich wie geplant schon im neuen Kindergarten angekommen ist, erneut. Spätestens morgen, wenn die Kinder zurück sind, wird sie es wissen.

Jetzt aber setzt sie sich mit einem Kaffee an ihren liebsten Platz und überlegt, was sie mit ihrem letzten kinderfreien Tag anstellen könnte.

Mitten in guter Laune kommt eine Nachricht vom Vater. Dreist lügt er sie an. Und offensichtlich nicht nur sie, sondern auch die Kinder. Die Mutter ist, mal wieder, fassungslos. Nun steht fest: Gretel war nicht im Kindergarten. Der Vater hat, wie im vorigen Jahr, vergessen, dass die Kinder bei ihm sind.

Der Mutter bricht das Herz. Sie versteht nicht, was die Kinder getan haben, dass ihr Vater so mit ihnen umgeht. Aus psychologischer Sicht ist es spätestens jetzt jedoch klar.

Traurig packt die Mutter ihre Sachen. Sie muss raus. Sie muss sich bewegen. Sie muss sich etwas einfallen lassen, ihre Kinder zu schützen.

Mit ihren Gedanken spaziert sie zum See. Dort genießt sie die Sonnenstrahlen und liest, schmunzelnd ob ihres Kopfkinos, ihren Thriller weiter.

Als der Himmel immer grauer wird, macht sie sich auf den Rückweg. Eine Einladung zu einem Date schlägt sie aus, stattdessen geht sie einkaufen.

Mit den ersten Regentropfen öffnet sie die Wohnungstür und macht es sich mit ihrer liebsten (Weihnachts-) Schokolade und der letzten Flasche Sekt bei ihrem hübschen Kleinkriminellen auf der Couch gemütlich.


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