Der Tag ist noch keine vier Stunden alt, als Gretel zur Mutter ins Bett gekrochen kommt. Während das Mädchen sich in die Arme ihrer Mama kuschelt und direkt weiterschläft, ist die Mutter wach.

Nach einiger Zeit gibt sie die Einschlaf-Versuche auf. Wenn sie sehr müde sein sollte, wird sie sich später ein Mittagsschläfchen gönnen.

Nun aber daddelt sie am Handy herum. Eine Stunde später steht sie auf. Lange lässt sie das heiße Wasser der Dusche auf sich niederprasseln, bevor sie sich mit einem Kaffee in der Hand auf den Balkon setzt.

Sie hofft auf einen schönen Sonnenaufgang. Doch ebenso wenig wie sie von ihrem Standort abends einen herrlichen Untergang zu sehen bekommt, zeigt sich die Sonne morgens. Die leicht rötliche Himmelsfarbe sieht weder in natura noch auf dem Foto imposant aus.

Die Ruhe genießt sie dennoch. Autos sind bereits zu hören, Stimmen hingegen vernimmt sie an der sonst belebten Straße keine.

Ihr Vormittag ist voll gepackt. Sie muss bei der Post etwas abholen und einkaufen, sie muss einen Kuchen backen und eine Überraschung vorbereiten, von der sie nicht weiß, ob aie rechtzeitig eintreffen wird.

Außerdem möchte sie eine große Runde Fahrrad fahren und am liebsten zudem einige Kilometer Walken. Am frühen Abend hat sie einen Termin. Müde ist sie bereits jetzt.

Spontan radelt die Mutter nach dem Kindergarten zum Happy Place. Die Entfernung entspricht etwa dem Plan für heute, außerdem möchte sie gerne Nebel-Fotos von ihrem Platz machen.

Die Tour klappt gut, sie ist nur ein wenig langsamer als vor dem Unfall. Am Happy Place angekommen, ist sie überrascht, dass doch schon ein paar Menschen dort sind.

Sie spaziert ein Stück, genießt die Ruhe und den Ausblick und macht sich dann auf den Rückweg.

Es ist einiges zu tun heute. Noch bevor sie zum Kaffee zu ihren Eltern fährt, sind zwei Dinge erledigt. Weiteres folgt, bis sie mittags einen Anruf erhält, der ihre gesamte Planung der nächsten Wochen durcheinander bringt. Ob positiv oder negativ wird sich noch herausstellen.

Mit dieser Nachricht im Gepäck holt die Mutter ihre Tochter ab. Spontan entscheiden die Mädels, die Zeit bis zum Eintreffen der Babysitter am Abend den Spielplatz unsicher zu machen. Hänsel wird erst kurz vorher zu Hause sein.

Die Zeit mit Hänsel für einen Austausch ist vorhanden. Freudig erzählt er von seinem Tag, bis die Mutter los muss.

Und dann kommt wieder einmal alles anders als gedacht.

Die Mutter war auf einen, zugegebenermaßen eher langweiligen, Elternabend eingestellt. Den hat sie bekommen. Inklusive der Information, dass Hänsel nicht am zeitgleich stattfindenden Sporttraining teilnehmen darf, da es einen Corona-Verdachtsfall gibt.

Traurig geht der Junge zurück nach Hause. Nachdenklich sitzt die Mutter im langweiligen Elternabend.

Anschließend versucht sie herauszufinden, wie sie sich nun korrekt verhält.

Darf Hänsel zur Schule? Darf Gretel in den Kindergarten? Kann sie selbst ihren Termin wahrnehmen? Wie sieht es mit der geplanten Party aus?

Fragen über Fragen, mittendrin eine heillos überforderte Mutter. Sie geht in die Küche und tut das einzig richtige in dieser Situation: sie öffnet sich ein Bier.

Coaching empfehlen