Auch heute klingelt Hänsels Wecker wieder mitten in der Nacht. Anders als letzte Woche wird die Mutter jedoch nicht von dem nervtötenden Gebimmel wach, sondern vom Schluchzen ihrer Tochter.

Gretel versucht, das Geräusch abzustellen. Da sie es nicht schafft, weint sie.

Die Mutter holt das Kind zu sich. Als der Ton nach zwanzig Minuten immer noch nicht verstummt, steht sie auf und lässt im Kinderzimmer ein Donnerwetter los.

Hänsel weiß genau, dass die Mutter in wenigen Stunden einen wichtigen Termin hat, zu dem sie fit sein muss.

So knallt er ihr ein sorry hin, dreht sich um und schläft weiter. Wie auch eine Woche zuvor ist die Mutter zwar todmüde, liegt aber um vier Uhr immer noch wach, und immer noch wütend, im Bett.

Der Morgen danach. Weder schön für die Mutter, noch schön für Hänsel. Es gibt einen erneuten Streit.

Hänsel hat seiner Mutter am Vorabend gesagt, dass seine Schulsachen gepackt sind. Und dass er seine Bücher zu Hause lassen kann, weil sie in der Schule Bankbücher bekommen. Außerdem ist die Vereinbarung, dass er in Jeans zur Schule fährt und nicht in Jogginghose.

Nun also kommt es, dass die Mutter ihn erst beim Schulsachen packen erwischt. Inklusive Bücher, die plötzlich doch benötigt werden. Schon mit erhöhtem Puls auf Seite der Mutter verabschieden sich die beiden. Hänsel findet seine Maske nicht und kommt noch einmal zur Mutter zurück. Doch statt der Jeans, die er eben noch trug, hat der Junge auf einmal eine Sporthose an.

Die nun folgende Explosion hätte der Freund, der auch heute wieder auf Hänsel warten muss, wahrscheinlich auch ohne erneut Anruf gehört.

Die Mutter ist wütend. So oft hat sie gesagt, dass ihr dieser Tag wichtig ist. So oft liegt das Problem darin, dass Hänsel sie anlügt.

Die Mutter weckt Gretel. Das fröhliche Gemüt der kleinen tut ihr jetzt gut. Ebenso die zehn Kilometer, die sie zu ihrem Termin radeln muss.

Doch auch dort läuft alles anders als gedacht. Man dachte, der Termin wäre verschoben worden und ist nun überrascht sie zu sehen. Kurzerhand wird jedoch umdisponiert. Sie ist müde, aber sehr glücklich, als sie am frühen Nachmittag wieder zu Hause ankommt.

Nach einem schnellen Mittagessen holt sie ihre Tochterl aus dem Kindergarten. Die Abgabe in der Früh klappte wunderbar, einen Anruf hat sie ebenfalls nicht erhalten. Die Mutter geht daher davon aus, dass alles gut ist. Wenig später wird diese Annahme bestätigt.

Die beiden radeln heim. Hänsel braucht Schuhe. Beim Wandern am Wochenende ist die Mutter aus allen Wolken gefallen, als sie die kurz vorher noch top in Schuss gewesenen Sneaker sieht. Gretel möchte auch neue Schuhe. Im Geschäft stellt sich heraus, dass ihre Schuhe zwar noch intakt, aber viel zu klein sind. Beide bekommen also neue Sneaker, die Mutter neue Stiefeletten.

Alle drei sind happy. Gretel möchte ihre neue Errungenschaft bei einer Runde mit dem Stuntroller ihres Bruders einweihen. Darf sie. Es endet allerdings mit einem aufgeschlagenen Knie auf Grund eines misslungenen Stunts. Sie mag heim.

Das kommt der Mutter gelegen. Sie hat Hunger. Und ist müde. Gretel darf nach dem Abendessen noch eine Kindersendung schauen, wenn Hänsel heimkommt, schläft die Mutter eventuell bereits.

Hoffentlich ohne Unterbrechung.


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