Die mütterliche Nacht war geprägt von Tritten und Kopfnüssen ihrer Tochter. Sie wacht kurz vor dem Kind auf und schaut dem blonden Mädchen zu, wie auch sie so allmählich das Traumland verlässt. Süß ist sie. Wenn sie schläft. Und wenn sie aufwacht.

Nach dem obligatorischen Mädchenkuscheln dürstet es der Mutter nach Kaffee. Ein Blick auf die Alexa-App verrät, auch Hänsel ist schon wach. „Alexa, Drop-in Hänsel“ – und schon können die Mädels ihre Bestellung aufgeben. Dem Kaffee für die Mutter wird zugestimmt, der Kakao für Gretel wird abgelehnt. Also stapft sie wütend hinter Hänsel in die Küche und macht sich den Kakao selbst. Wie immer, wie sie nicht leid wird zu betonen.

Nach Kaffee, Kakao und Familienkuscheln starten Mutter und Sohn mit einem Karaoke-Song in den Tag. Im Anschluss bekommen sie von der App das Urteil „fantastisch“ – ob Tim Bendzko das, was die beiden aus seinem „Hoch“ gemacht haben, ebenso bezeichnen würde, sei dahingestellt.

Danach müssen weitere Funktionen des neuen Fernsehers ausprobiert und programmiert werden. Mutter und Sohn sind voll ihn ihrem Element, während das Tochterkind der Alexa hauptsächlich befiehlt, Witze zu erzählen und damit die Arbeit der anderen beiden zunichtemacht. Findet sie aber, wie zu erwarten war, lustiger als die von dem Gerät erzählten Witze.

Nachdem es schon mal funktioniert, den TV von Alexa starten und das gewünschte Programm suchen zu lassen, kommt die Mutter auf die glorreiche Idee, den Englisch-Trainer zu testen. Die Hoffnung, dass Hänsel Gefallen daran findet und so wenigstens einige Vokabeln lernt, weicht schnell. Der Spaßfaktor hingegen steigt rasant an. Zumindest für zwei der Anwesenden. Während das Wissen der Mutter auf die Probe gestellt wird, schwanken die Kinder zwischen einem beeindruckten „wow, die Mama weiß ja echt ne Menge“ und einem hämischen „hihi, Alexa versteht die Mama immer falsch“:
Alexa möchte wissen, was rund/rundlich heißt. Leicht angegriffen und mit hochgezogener Augenbraue antwortet die Mutter latent zickig „curvy“, um sich dann anhören zu dürfen, dass die Antwort falsch sei, richtig ist curvy. Die Kinder können sich kaum noch halten vor Lachen, die Mutter hat keine Lust mehr. „Alexa, schalt dich aus!“ – „Die Antwort ist leider nicht richtig.“ Die Kinder kugeln sich vor Lachen.
Nach gefühlt endlosen Versuchen klappt es. Alexa hört auf, die Mutter als fett zu bezeichnen und hält die Klappe. Zumindest kurz. Denn dann möchte die Mutter Musik. Michael muss her.

Und damit ist auch der DNA-Test abgeschlossen: Beide Kinder sitzen gespannt auf der Couch, hören Michael Jackson und sind beeindruckt. Von den Videos, von der Musik und von der guten Laune der Mutter, die falsch, aber fröhlich alles mitsingt, während sie sich öffentlichkeitskonform zurecht macht. (Wer sagt eigentlich, dass man nicht im Schlafanzug radeln gehen darf?)

Die anschließende Radltour inklusive einer halben Stunde „Gummibären, hüpfen hier und dort und überall, sie sind für dich da, wenn du sie brauchst, das sind die Gummibären“ presented by Gretel tut allen gut, wenn auch die Mutter sich ein wenig mehr Bewegung erhofft hatte.

Daher wird nach dem Essen, von den Kindern zubereitet und auf dem Balkon serviert, eine Runde Rollerfahren angeordnet.

Gretel schreit nach einer kleinen Runde, Hänsel überlegt, ob er mit der Mutter gemeinsam joggen wird.

Aber erst noch mal Musik. Jeder darf seine Lieblingslieder an Alexa melden. Als die Mutter den ersten ihrer Lieblingssongs nennt, ist noch alles gut. Hänsel singt mit, Gretel versucht sich ebenfalls an dem englischen Text. Als danach aber ihr liebster gute-Laune-Songs geordert wird, beginnt die Tragödie. Hänsel, der eigentlich einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie seine Mutter hat, findet es schrecklich! Was stimmt denn mit diesem Kind nicht? Ist die Sonne schon kräftig genug für einen Sonnenstich? War die frische Luft im Wald zu viel? Hat er sich beim Kochen den Kopf angehauen?

Entsetzt lässt die Mutter, fröhlich und weiterhin falsch singend, die Kinder den Tisch abräumen. So langsam gewöhnt sie sich dran, dass die beiden vieles im Haushalt übernehmen.

Und da sie Lea und Sarah Connor grade nicht beim Jammern zuhören möchte, werden die Schuhe angezogen und es geht wieder raus.
Danach werden sie ins Bett gehen. Uhrzeit egal. Strafe muss sein. Shaggy nicht mögen, tz. Keine elf Jahre alt und schon auf Abwegen.

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