Noch fast eine Stunde hätte die Mutter bis zum Wecker klingeln schlafen können. Stattdessen dröhnt laute Musik aus dem Pubertier-Zimmer. Denkt sie zumindest. Später wird sich herausstellen, dass Alexa den Hip-Hop auf Gretels Wunsch hin abgespielt hat.

Was solls, denkt sich die Mutter, schlafen kann ich, wenn die Kinder ausgezogen sind.

Völlig gerädert bleibt sie dennoch liegen. Aus der Musik ist inzwischen eine Geschichte geworden. Offensichtlich hat Gretel ihre Forderungen zum besten gegeben und Hänsel kapituliert.

Wer macht der Mutter denn jetzt einen Kaffee? Zum Rufen ist sie zu müde. Also bleibt sie ohne schwarzes Glück.

Als Hänsel hungrig an ihr vorbeihüpft, bekommt sie doch noch einen. Den aber verteilt sie einmal quer über die Couch und alle darauf befindlichen Arbeitsmaterialien wie Laptop, Handy, Kalender und Unterlagen. Wenige Minuten zuvor nahm sie einen Anruf entgegen, dass auch der heutige Termin online stattfindet. Diesen war sie nun dabei vorzubereiten.

Sie steht auf und drückt das Knöpfchen zur lebenserhaltenden Maschine, außerdem zieht sie an den Schreibtisch um.

Der Schreibtisch ist eigentlich der Esstisch, was bislang niemanden gestört hat. Nun aber möchte die Mutter auch das angehen und so sucht sie nebenbei eine Möglichkeit, ihre Arbeitssachen abends auch einfach liegen lassen zu können.

Nachmittags absolviert die Mutter ihren obligatorischen Termin, während Hänsel zockt und Gretel fernsieht. Auch nach Beendigung dieses Gesprächs ist der Arbeitstag noch nicht vorüber. Für abends steht eine ehrenamtliche Tätigkeit auf dem Plan. Die Kinder freuen sich, dass sie die Zeit alleine mit dem digitalen Babysitter verbringen dürfen.

Der Mutter hat wenig Lust, nun doch ihre Jogginghose ausziehen zu müssen. Sie plant, sich selbst nach Rückkehr mit Couch, ihrem liebsten Strandwacht-Film und einer Flasche kalten Sekt u belohnen.

Dank ihres Elans, doch die Couch und die Jogginghose verlassen zu haben, wird sie in ein Amt gewählt. Wäre sie doch besser auf der Couch und in der Jogginghose geblieben!

Wieder zuhause leben beide Kinder noch und sind sogar bereits bettfertig. Die drei machen eine Runde Quatsch, bevor es für Hänsel und Gretel ins Bett, und außerplanmäßig für die Mutter erneut in die New Yorker Bar anstatt an den Strand geht. Sekt inklusive.

Coaching empfehlen