Der Abend ist lang.

Gretel befiehlt Alexa, Mallorca-Hits zu spielen. Hänsel steuert mit Fußball-Geschichten dagegen, die Mutter hat Hunger. Ans Schlafen denkt keiner.

Immer wieder kommt Gretel zu ihrer Mama gekuschelt. Sie verlangt Küsschen, möchte in den Arm genommen werden und die Nähe der Mutter möglichst ausgiebig genießen. Dass Schlafenszeit schon längst vorbei ist, interessiert das Mädchen nicht.

Der coole Junge hingegen verlangt nach Ruhe. Er möchte in Ruhe, verbotenerweise am Handy zocken.

Um halb elf schläft immer noch niemand.

In der Früh kommt keiner aus dem Bett. Wie jeden Tag muss die Mutter den Anfang machen und weckt anschließend den Nachwuchs.

Als dieser aufgeräumt ist, beginnt für die Mutter der Marathon. Zahlreiche Gespräche, ein paar Mails, noch mehr Gespräche, ein bisschen Planung, noch mehr Gespräche.

Zum Mittagessen ist sie verabredet. Das tut ihr sehr gut. Nicht nur der Spaziergang, sondern auch das Gespräch.

Zuhause wartet Hänsel schon auf sie. Freudig legt er ihr seine Deutsch-Ex zur Unterschrift vor. Die Mutter kann sich kaum mehr halten vor lachen.

Abgesehen davon, dass alle seine Fehler rein konzentrationsbedingt sind, springt ihr ein nicht bewerteter Fehler direkt ins Auge: Bei seinem Namen vergisst Hänsel das L. Er heißt einfach nur noch Hänse. Das wird sich der Junge noch lange anhören müssen!

Mit Bauchschmerzen vor Lachen unterschreibt sie den Test.

Das letzte Gespräch der Mutter ist kürzer als geplant. So spaziert sie los und sammelt ihr Tochterkind bei den Großeltern ein. Sie stauben noch frischen Apfelkuchen ab, den sie nach dem Abendessen verputzen.

Zumindest die Mädels. Denn Hänse geht’s nicht gut. Er mag nichts essen. Weder Brotzeit noch Kuchen. An den Salzbrezeln, die die Oma ihm mitgegeben hat, versucht er sich.

Die Mutter beobachtet das Verhalten des Kindes mit Sorge. Hoffentlich geht es ihm am nächsten Morgen wieder gut. Für heute wird der Tag beendet.

Die Mutter geht duschen, die Kinder machen sich ebenfalls bettfertig. Nach dem obligatorischen Gute-Nacht-Ritual startet die Mutter eine Traumreise für die Kinder. Sie hat die Hoffnung, dass sie so für den Abend ihre Ruhe hat.

Diese Hoffnung wird nicht erfüllt. Gretel weint. Einen Grund kann sie nicht benennen, so dass die Mutter wieder zurück in ihr Bett geht. Sie ist müde. Sie möchte noch ein oder zwei Folgen ihrer Einschlafserie schauen und dann ebenfalls schlafen. Gretel startet ihre Lieblingshexe. Hänse ist ruhig. Vielleicht sucht er sein L.


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