Gretel hat bei der Mutter geschlafen. Viel Schlaf war es nicht, entsprechend müde ist das Mädchen heute. Auch die Mutter tut sich schwer mit dem Aufstehen. Hänsel hingegen könnte ausschlafen, da seine Symptome immer noch vorhanden sind und er daher nicht in die Schule gehen darf. Doch er ist wach.

Bei strahlendem Sonnenschein bringt die Mutter ihre inzwischen fitte Tochter in den Kindergarten. Die Nachricht, dass Mutter und Bruder der Kleinen negativ sind, sorgt dort für Freude.

Auf dem Heimweg besorgt die Mutter ihrem Sohn noch Lebensmittel, um die er sie gebeten hat. Hungrig stürzt er sich auf sie, sobald die Mutter die Tür aufschließt.

Die Mutter selbst startet den Laptop, holt sich einen Kaffee und nimmt an der für heute anberaumten Konferenz teil. Die Stimmung ist eher nicht so gut. Die getroffenen Vorbereitungen seitens der Technik lassen zu wünschen übrig, außerdem wird mit der Geduld der Veranstalter pingpong gespielt. Die Mutter ist entspannt.

Nerven tut sie allerdings, dass wegen den immer noch nassen Wänden weiterhin keinerlei Rückmeldung kommt. Alle Zuständigen stellen sich tot. Niemand ist zu erreichen, Auskunft erhält sie keine.

Hilft aber alles nichts, jetzt muss sie mit Hänsel zum Arzt. Seine Symptome sind nicht besser geworden, in die Schule darf er daher nicht.

Lange warten sie, bis sie endlich an der Reihe sind. Der Arzt kann auch nur sagen, dass es sich wohl um eine Virus-Infektion handelt. Das mitgebrachte Schreiben schließt Corona aus, bleiben nur noch etwa sieben Millionen andere Viren. Der Arzt verschreibt Hänsel ein Mittel auf, bevor die beiden sich wieder auf den Heimweg, mit einem kleinen Abstecher über die Apotheke, begeben.

Die Mutter hat noch Dinge zu erledigen, bevor es an der Zeit ist, sich auf den Weg zum Kindergarten zu machen. Sie spaziert los und kommt auf dem Weg in einen kühlen und unangenehmen November-Regen. Den angebotenen Fahrdienst zurück, der sich spontan am Kindergarten bei einem Ratsch ergibt, nehmen beide Mädels daher sehr gerne an.

Auch jetzt hat die Mutter noch einige offene Punkt auf ihrer to-do-Liste, was die Kinder jedoch absolut nicht stört. Solange die Mutter arbeiten muss, können die beiden ungestört in den Kinderzimmer herumtoben.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Der Postbote drückt der Mutter Briefe und ein Päckchen in die Hand. Sie hat nichts bestellt, weswegen sie neugierig auf den Absender schaut. Gretel freut sich über alle Maßen, als die Mutter ihr das Päckchen in die Hand drückt und das Mädchen darin ihre neue, nun auf ihre Sehstärke angepasste Brille, entdeckt. In einem blauen Etui, das wiederum in einer neongelben Tasche steckt.

Aufgeregt schaltet sie das Ringlicht der Mutter ein, bittet diese um ihr Handy und macht eine Reihe Selfies. Auch mit ihrer Mama gemeinsam posiert sie mit ihrer neuen Brille. Die Fotos müssen an sofort verschickt werden: An alle Großeltern, Onkel und Tante und auch an den Papa.

Während von mütterlicher Seite schnell Reaktionen kommen, die das kleine Mädchen sehr freuen und sie zu freudigen Sprachnachrichten animieren, kommt aus der anderen Richtung nichts. Verwundert ist niemand mehr. Pragmatisch beschließt Gretel jedoch, wer nicht reagiert, bekommt auch keine Sprachnachricht.

Das bemerkenswerte kleine Mädchen sprintet zurück ins Kindereck. Dort streitet sie sich mit ihrem Bruder, was Alexa als nächstes abspielen soll. Die Mutter schließt die Wohnzimmertür und bekommt von den Diskussionen dahinter kaum mehr etwas mit.

Inzwischen ist es dunkel draußen. Schlafenszeit ist dennoch erst in einigen Stunden. Den Auftrag, ihre Zimmer aufzuräumen ignorieren die Kinder ebenso wie die Aufforderung, das in ihren Zimmer befindliche Geschirr nicht nur in die Küche zu bringen, sondern gleich in die Spülmaschine zu stellen. Duschen mag keiner und Wäsche waschen ist auch doof.

So wurschtelt jeder vor sich hin, bevor die Mutter das Abendessen zubereitet. Wahrscheinlich wird sie auch heute alleine essen müssen, während im Kinderzimmertrakt der Wohnung eine fette Party steigt.

Entspannt lehnt sich die Mutter zurück. Sie bucht Termine für den virtuellen Elternsprechabend in der kommenden Woche und genießt das Lachen ihrer Kinder. Und später einen Sekt.


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