Bis weit nach Mitternacht sitzt die Mutter an ihrem Projekt. Währenddessen schleicht sich Hänsel mehrmals an ihr vorbei. Er hat Hunger, er hat Durst, er möchte in den Arm genommen werden, er kann nicht schlafen.

Als die Mutter, viel zu spät, ins Bett geht, ist der Junge immer noch, oder eher schon wieder, wach. Sie unterhalten sich kurz, der Fast-Teenager muss eine Kuschelattacke über sich ergehen lassen und darf sich dann wieder in seine Decke einwickeln.

Ebenso verfährt die Mutter in ihrem Bett. Sie schaltet den Fernseher ein, startet ihre aktuelle Einschlafserie und ärgert sich, dass in fünf Stunden bereits der Wecker klingeln wird. Wahrscheinlich eher in vier, bis sie eingeschlafen ist.

Die wenigen Stunden Schlaf sind nicht ausreichend, die Mutter am Morgen vollkommen gerädert. Gut tun ihr da die kleinen Arme, die sie umschließen.

Offenbar ist Gretel in der kurzen Zeit des Tiefschlafes zu ihr gekuschelt gekommen und ebenso wenig gewillt, das Bett zu verlassen wie die Mutter. Die nächsten beiden Tage können sie ausschlafen.

Müde quält sich Frau aus dem Bett. Draußen ist es noch dunkel, zudem nass und ungemütlich. Gretel möchte trotzdem mit dem Roller fahren.

Viel zu spät gehen sie los. Hektik am frühen Morgen können sie beide nicht leiden, so wird der Weg zum Kindergarten nicht ganz so viel miteinander gesprochen wie üblich.

Als das Mädchen abgeliefert ist, macht sich die Mutter auf den Weg zum Supermarkt. Ihr immer noch symptomatischer Sohn hat einen Wunsch geäußert, den sie ihm nun gerne erfüllen möchte. Sie schließt genau in dem Moment die Tür auf, in dem der Junge aufgestanden ist.

Die beiden unterhalten sich ein wenig, bevor Hänsel seiner Mutter bei ihrem Projekt hilft. Er mag, was seine Mama tut und möchte alles wissen. Irgendwann. Für den Augenblick reichen ihm kleine Details. Die bekommt er auch.

Anschließend gestaltet die Mutter ihr Arbeitszimmer um. Da geht Hänsel lieber. Dass ihm die Mutter hinterherruft, dass er sein Zimmer aufräumen soll, würde er gerne überhören. Klappt aber nicht.

So gefällt ihm später, was er im Büro seiner Mutter sieht, der Mutter aber gefällt nicht, was sie in Hänsels Zimmer sieht.

Sie zieht sich an und geht Gretel abholen. Auf dem Heimweg spazieren sie beim Optiker vorbei, die Brille der Kleinen anpassen lassen. Die Mutter packt ihre auch ein, vielleicht hat sie Glück und der freundliche Azubi des Ladens passt auch das Gestell der Mutter an.

Anstatt des freundlichen Azubis ist es die noch freundlichere Optikerin. Beide Mädels verlassen nach einer sehr angenehmen Unterhaltung mit perfekt angepassten Brillen den Laden.

Gestern nannte der Opa die Mädels Zwillinge, heute sehen sie tatsächlich so aus. Gretel ist sehr glücklich und rollert fröhlich mit ihrer Brille auf der Nase los.

Zuhause wartet Hänsel bereits. Er fordert die versprochene Anleitung für die geplante Nudelsuppe ein. Bekommt er. Plus ein wenig Hilfe.

Während des Essens besprechen die drei, welcher Film im Kuschelkino laufen soll. Gretel wünscht sich das kleine, tapfere hawaiianische Mädchen, Hänsel stimmt zu.

Zügig ziehen die beiden ihre Schlafanzüge an und putzen sich die Zähne. Der Abend kann starten.

Die Mutter freut sich auf die Ruhe, die sie nach dem Film genießen wird. Ohne Sekt. Sie war zu faul, einen aus der Garage zu holen und muss daher ohne auskommen.

Notfalls herrschen in der Garage aber wohl auch nur etwa Rotwein-Temperaturen, Eiswürfel hat sie ebenfalls. Für den Fall der Fälle. Als Backup.


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