Lang ist die Mutter wach. Tausend Gedanken wandern in ihrem Kopf umher. Außerdem liegt Gretel neben ihr und wälzt sich ebenfalls bis spät in den Abend schlaflos hin und her.

Hänsel kommt offensichtlich auch nicht so recht zur Ruhe. Er hat sich früh ins Bett verabschiedet, tappst aber nach Mitternacht mehrmals durch die Wohnung. Richtig wach jedoch scheint er nicht zu sein.

Kurz vor dem frühen Weckerklingeln ist die Mutter bereits wach. Müde und gedankenverloren sieht sie ihrer Tochter beim Schlafen zu. Auf der Straße vor dem Balkon fahren schon die ersten Autos.

Auto. Auch die Mutter hat versprochen, ihr Mädchen heute mit dem Auto in den Kindergarten zu bringen. Hänsel bietet sie an, ihn ebenfalls zu fahren, er lehnt jedoch ab. Wird allerdings doch spontan auf das Angebot zurückkommen, da sein Fahrrad streikt.

Die Mutter bereut ihr Angebot. Auf den wenigen Kilometern zur Schule fahren zahlreiche, offensichtlich nicht an ihrem Leben hängende Jugendliche an dem Auto vorbei. Ohne Licht, ohne zu schauen, nach mir die Sintflut. Ohne Verletzte kommen sie an der Schule an. Die Mutter stellt fest, dass die Eltern noch viel schlimmer als die Kinder sind.

Mit ihren Autos blockieren sie Gehweg, Radweg und Fahrbahn gleichermaßen. Rücksicht auf andere? Fehlanzeige. Nachmittags werden Hänsel und die Mutter einstimmig beschließen, dass das erste und letzte Mal Schulfahrdienst gewesen ist.

Nachdem die Mutter auch Gretel abgeliefert und einen langen Austausch hinter sich gebracht hat, arbeitet sie ihre eigene Liste ab. Einen Monatseinkauf wird sie unternehmen. Motiviert ist sie wenig. Zumal auf diese Art ihr morgendlicher Kreativ-Spaziergang entfällt. Nachdenken muss sie aber. Das behagt ihr wenig, versprochen aber ist versprochen.

Eine Stunde später und einen ordentlich Betrag in ihrem Geldbeutel weniger verlässt sie den Supermarkt wieder. Schnee sind nur noch die kläglichen Reste vom Vortag vorhanden, kalt ist es trotzdem. So führt sie erforderliche Telefonate und nimmt einen Termin wahr. Anschließend widmet sie sich einem ihrer Projekte. Und friert.

Sie wird auch noch frieren, wenn Hänsel nach Hause kommt. Die beiden unterhalten sich lang und holen gemeinsam Gretel ab. Wieder zu Hause friert die Mutter weiter. Hänsel kocht, das Abendessen, nicht vor Wut und versorgt seine weiterhin fröhlich frierende Frau Mama mit einer Kuscheldecke.

Anschließend bringt er die Küche in Ordnung. Gretel bastelt für ihre Freundin, die sie bald besuchen kommt und auf die sie sich schon sehr freut. Die Mutter, in ihrer Kuscheldecke eingewickelt, friert.

Sobald die Kinder in ihren Betten sind, wird auch sie sich hinlegen. Mitsamt Kuscheldecke, Winterbettdecke und entweder einen paar nerdigen Physikern oder vielleicht sogar einem Film.


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