Als es an der Zeit ist, den Kindern gute Nacht zu sagen, kommt nur ein Kind ins Bett gehüpft. Das andere, wo bleibt das andere?
Die Mutter absolviert mit Gretel das abendliche Ritual. Das Mädchen ist müde und auch die Mutter möchte den Abend noch ein wenig genießen.

Als sie zu Hänsel ins Zimmer sieht, traut sie ihren Augen nicht: Der Junge schläft. Sie gibt ihm ein Küsschen und setzt sich wieder ins Wohnzimmer.

Das Ungetüm ist ausgeschaltet. Gretel hat ein paar Folgen Kinderserie gesehen, dabei wollte sie keine penetrante Geräuschkulisse.
Hänsel wacht auf. Er hustet und sieht allgemein ganz fürchterlich aus. Seine Mama bringt ihn wieder ins Bett und befiehlt, er solle sich gesund schlafen. Sollte er morgen noch ähnlich bei an der sein, wird Fieber gemessen. Der Mutter schwant übles.

Sie selbst aber ist happy. Viel erledigt hat sie heute: Die Rechnung vom zweiten Schaden des Lieferanten ist überwiesen, die Weihnachtsgeschenke der Kinder sind geklärt, das Paket zu den entfernt lebenden Großeltern kann auf die Reise gehen, das Präsent für die Erzieher im Kindergarten ist fertig und die für die Familie sind auch beinahe schenkbereit. Sogar das Essen für den nächsten Tag ist geklärt.

Nach Mitternacht legt sich auch die Mutter ins Bett. Gretel freut sich, dass sie weiterhin nicht allein schlafen muss, die Mutter genießt die Anwesenheit ihres kleinen Wirbelwinds im Bett nebenan schon auch.

Im Nachbarzimmer ist es ruhig. Lediglich aus der Küche dringt durch zwei geschlossene Türen weiterhin das inzwischen gut bekannte Rauschen.
Morgens wird die Mutter mit Kaffee, Küsschen und ihrem Lieblingssänger versorgt. Glücklich lächelt Gretel ihre Mami an, die zufrieden im Gästebett des Mädchens liegt.

Hänsel geht es besser als abends. Nur mehr Hals- und Kopfschmerzen plagen ihn, was die Mutter zumindest anteilig auf das Ungetüm schiebt.
Daher werden die drei nachher zu einem Spaziergang aufbrechen. Die frische Luft und die Bewegung werden ihnen guttun. Oder Hänsels Immunsystem zum Erliegen und damit den Infekt zum Ausbruch bringen.

Jetzt aber haben sie erst einmal Gewissheit: Ab Mittwoch gehen beide Kinder nicht mehr in ihre Einrichtungen. Ob als Ferien oder mit Home-Schooling das werden sie sicher noch erfahren.

Bis dahin laufen die Chats in diversen Elterngruppen wieder heiß, weil jeder seine Meinung kundtun muss und die Aussagen auf seine Art interpretiert.

Die Mutter kappt also die Internetverbindung ihres Handys, setzt sich mit einem weiteren Kaffee und dem nervtötenden Geräusch des Ungetüms an den Tisch und wartet, dass die Kinder sich anziehen.

Nach einem kurzen Ausflug, während dem all die weihnachtlich geschmückten Schaufenster bestaunt wurden, kehren drei hungrige Bäuche wieder zurück.

Mit gefülltem Magen schalten sie das Ungetüm aus und kuscheln sich mit einem italienischen Weihnachtsfilm auf die Couch.
Hänsel schnieft weiter vor sich hin. Seine Nase ist zu, außerdem spricht er von Schmerzen im Kopf und Hals. Ein erstes Fiebermessen bringt die Mutter aus der Fassung. 39,2 Grad zeigt das Thermometer an. Bei einem weiteren Versuch sogar 40,5 Grad. Nach dem Motto, alle guten Dinge sind drei wird ein weiteres Mal gemessen. 36,6 Grad.

Die Mutter ist genervt. Die Kontrollmessung bei Gretel besagt 35,7 Grad. Eine weitere bei Hänsel zeigt erneut 36,6 Grad an. Sie selbst wird mit 36,3 Grad gemessen.

Daher lässt sie die beiden deutlich erhöhten Werte ihres Sohnes außer Acht und wird die Entscheidung zum Schulbesuch auf den nächsten Morgen verschieben.

Geht’s dem Jungen dann nicht besser, wird er mit seiner Mutter gleich einen Spaziergang zum Testzentrum unternehmen. Nun bangt er darum, morgen fit in die Schule radeln zu dürfen.

Nicht mehr kuschelnd, sondern jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, schaltet Gretel noch eine Serie an. Danach gehen die Kinder ins Bett. Für die Mutter stehen Zac und Sekt auf dem Plan.


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