Es fließen Tränen. Viele Tränen. Tränen voller Verzweiflung, Wut und Enttäuschung. Hänsels Tränen. Der Vater hat sich erneut etwas geleistet, was den Jungen aus der Fassung bringt. Er nimmt sein Handy und benennt „Papa“ in „Enttäuschung“ um. Dann archiviert er den Chat und kuschelt sich in die tröstenden Arme seiner Mama.

Der Frau rinnen ebenfalls Tränen die Wangen herunter. Noch nie hat sie ihren Sohn so erlebt. Bis er sich beruhigt hat, werden mehrere Stunden vergehen.

Als die Mutter ins Bett geht ist auch Gretel noch wach. Das Mädchen ist traurig, weil es ihrem Bruder so schlecht geht. Sie möchte ihm so gerne helfen, weiß aber nicht wie. Traurig streichelt die Mutter ihrer Tochter den Kopf.

Hänsel ist heute mit seinem besten Freund verabredet, das wird ihm gut tun. Gretel hingegen wartet auf eine Rückmeldung von ihrem Vater. Diese bekommt sie erst mittags, obwohl er davor schon mehrfach online war. Abholen wird er sie nicht, auch nennt er dem traurigen Mädchen keinen alternativ-Termin. Sie wird sich daher einen schönen Nachmittag mit ihrer Mama machen, nachdem die Handwerker mitsamt Paul und Alfred das Haus verlassen haben.

Die Kinder verabschieden sich bereits am Vorabend freudig von den beiden Ungetümen. „Auf Nimmerwiedersehen“ und „Nicht schön wars mit euch“ sind einige der Ausrufe, die die beiden lauten Geräte von den Kindern zu hören bekommen. Hänsel und Gretel zelebrieren die Verabschiedung regelrecht. Der Handwerker muss schmunzeln, als er das hört.

Als Alfred, Paul und der Handwerker die Wohnung verlassen, stürzt Gretel in die Küche. Sie putzt fröhlich die Arbeitsplatte und den nun endlich wieder sichtbaren Boden. Die Mutter widmet sich dem Wohnzimmer. Ganz beendet ist die Handwerker-Odyssee allerdings noch nicht. Es wird noch ein Maler kommen und die Fußleisten müssen ebenfalls ausgewechselt werden. Die entsprechenden Stellen werden sich melden, daher rückt die Mutter die Möbel nun erst einmal näher an die eigentlichen Stellplätze. Auch das Wohnzimmer erscheint dadurch wieder größer.

Pünktlich nach dem Putzen trudeln die ersten Informationen rund um die neuen Beschlüsse zur Verlängerung des aktuellen Lockdowns ein. Zweifelnd, dass einige in ihrem Umfeld ihrer Fürsorgepflicht entsprechend dieser Beschlüsse nachkommen werden, überlegt die Mutter, was sie zum Abendessen vorbereiten könnte. Gleich wird Hänsel nach Hause kommen und bestimmt hungrig sein.

Früher als gedacht steht der Junge in der Tür. Er ist mit dem Fahrrad gestürzt und hat Schmerzen. Wohl nicht schlimm, aber ihm geht es nicht gut. So erlaubt die Mutter, dass die Kinder eine Folge des sprechenden Elefanten sehen dürfen, während sie kocht.

Anschließend gehen alle offline. Sie haben für den Tag genug und kuscheln sich auf die Couch. Die drei genießen das ordentliche, von Schläuchen befreite Wohnzimmer, die nicht mehr stickige Luft und vor allem die Ruhe.


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