Inzwischen sind es 300 Tage. 300 verrückte Tage in einem ohnehin nicht langweiligen Leben.

Der Vorabend aber hat nichts aufregendes gebracht. Die Kinder sehen einen Film, Hänsel kuschelt währenddessen mit seiner Mama. Gretel sitzt in ihrem selbst gebauten Sessel und schaut stolz der gelben Familie zu, wie sie ihre Stadt retten.

Nachdem Springfield wieder frei ist, gehen die Kinder schlafen. Oder zumindest legen sie sich in ihre Betten. Geschlafen wird in beiden Zimmer lange nicht. Es folgt eine Geschichte auf die vorherige. Abwechselnd suchen die beiden ihre Mama auf – um Geschenke zu bringen, Küsschen zu verteilen und mitzuteilen, dass der andere noch nicht schläft. Wie aufmerksam die beiden doch gegenüber ihrer Mutter sind!

Die Frau liegt auf der Couch. Müde, Ruhe suchend und Serie schauend. Als die Kinder schlafen, ist die Frau über ihren müden Punkt hinweg. Bis sie schläft, werden noch Stunden vergehen.

Entsprechend sieht es morgens aus. Gretel ist wach, ihre Mutter hat immerhin die Augen geöffnet. Das kleine Mädchen kennt ihre Mama und so steht es auf, bereitet einen Kaffee zu und bringt diesen ihrer Mami stolz ans Bett.

Die drei haben noch eine Stunde, bevor der Vater sie abholen wird. Gewünscht wurde – vorwiegend von Gretel, ein bisschen aber auch von Hänsel – dass sie ihre Babyschwester anschauen. So wurde vereinbart, dass sie den heutigen Nachmittag zum Baby fahren. Hänsel möchte zum Abendessen wieder nach Hause, Gretel gerne über Nacht bleiben. Abwechselnd dazu möchte auch das Mädchen zum Abendessen heim.

So führen die Mädels ein weiteres Mal das „Du darfst das entscheiden“ – Gespräch. In diesem erklärt die Mutter, dass Gretel sich erst im Laufe des Tages final entscheiden muss. Sobald Hänsel nach Hause gebracht wird, sollte das Mädchen allerdings wissen, ob sie bleiben oder mitfahren möchte. Sie verspricht ihrer Mama, dass sie es bis dorthin weiß und sich die Frau keine Sorgen machen muss. „Was für ein großes Mädchen!“ denkt sich die Mutter und nimmt es in den Arm.

Kurze Zeit später schließt sie die Tür hinter und ist glücklich, dass sie die nächsten fast sieben Stunden für sich allein haben wird. Ihre erste Handlung ist ein weiterer Kaffee. Während sie diesen trinkt, lädt ihr Handy, um bei einem ausgiebigen Spaziergang das Hörbuch abspielen zu können. Zudem überlegt sie, in welche Richtung sie heute spazieren wird.

Dick angezogen marschiert sie los. Etwa zwei Stunden möchte sie unterwegs sein, acht bis zehn Kilometer sollen es werden. Da die Frau zwar einige Talente aufweist, ein guter Orientierungssinn jedoch keines davon ist, kommt sie erst nach fast drei Stunden wieder nach Hause. Vierzehn Kilometer hat sie in dieser Zeit zurückgelegt und einige schöne Bilder aufnehmen können.

Schnell entledigt sie sich den Winterutensilien, um sich einen Kaffee zu gönnen. Draußen wird es bereits dunkel, von den Kindern hat sie nichts gehört. Daher geht sie davon aus, dass Hänsel wie besprochen nach dem Abendessen heimkommen wird. So wie sie Gretel einschätzt, wohl alleine. Schon morgens musste die Mutter über die Information ihrer Tochter schmunzeln: „Mama, ich glaub, ich bleib heute doch bei meiner Schwester. Ich möchte wissen, wie nervig Babys nachts sind und dann neu überlegen, ob ich wirklich sechs Stück möchte.“

Die Mutter liebt diese erfrischende Ehrlichkeit ihrer Tochter sehr.

Hänsel kommt abends nach Hause. Später als vereinbart, aber gut gelaunt. Und mit Informationen. Denn anders als vereinbart kommt Gretel schon nach dem Frühstück anstatt nach dem Abendessen heim. Dass nicht der Vater, sondern Hänsel das seiner Mutter mitteilt, sollte sie nerven. Ist aber typisch, weswegen sie es unkommentiert hinnimmt.

Aufgeregt erzählt der Junge seiner Mutter von seinem Nachmittag, bevor er sie bittet, in sein Zimmer gehen zu dürfen. Er möchte den Schwester-freien Abend gerne zum Zocken nutzen. Darf er. Die Mutter genießt den Abend ebenfalls für sich.


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