Die Nacht für die Mutter war kurz, die der Kinder hingegen sehr lang. Erst beim zweiten Kaffee kommt das erste Kind aus der Prä-Pubertier-Höhle gekrochen.

Die Mutter sitzt schon in der Sonne und hat sich selber ein Geburtstagsgeschenk bestellt. Ob sie damit dann tatsächlich auch „spielen“ darf, oder ob es eher von den Kindern in Beschlag genommen wird, bleibt abzuwarten.

Der Vormittag verläuft sehr entspannt. Nachmittags wird die Mutter arbeiten müssen. Erst als Presseabteilung, anschließend als Betriebsrat. Das werden keine schönen Stunden, und darauf bereitet sie ihre Kinder vor.

Insbesondere Hänsel nimmt sie ins Gebet, dass sie auf seine Hilfe angewiesen sein wird. Er verspricht seine Unterstützung.

Im Anschluss daran schließt die Mutter einen Pakt mit dem Teufel. Sie fordert Hänsels Vater auf, ab Montag die Schulbetreuung zu übernehmen. Er möchte sich einen Plan überlegen und ihn der Mutter schnellstmöglich mitteilen. Noch ein Versprechen, bei dem sich die Mutter schwertut, an die Einhaltung zu glauben.

In der Sonne sind die drei unterwegs zum Wald. Hänsel soll heute der Mutter sein Geheimversteck zeigen dürfen, wegen dem es gestern das Donnerwetter gab. Vorher werden aber noch ein paar Kilometer gegangen. Es ist alles sehr harmonisch. Sogar schöne Geschwisterfotos sind möglich.

Die Mutter ist glücklich. Die Kinder auch.

Das ändert sich schlagartig, als die Mutter zu arbeiten beginnt und ihren Sohn bittet, die Zutaten für das Abendessen einzukaufen. Wie angenommen hat er keine Lust mehr.

Gretel betrauert währenddessen einen weiteren Toten. Noch ein Osterhase hat es nicht über die Ferien geschafft. Sie hat ihn, laut eigener Aussage, nicht eiskalt aufgefuttert. Die Mutter war es auch nicht. Unerwarteterweise hält diese bislang ihren selbst auferlegten Schoko-Entzug tatsächlich durch. Wie lange noch, bleibt fraglich.

Hänsel ist vom Einkaufen zurück. Von seiner Einkaufsliste gab es nur Milch. Kein Obst, keine Konserven, keinen Quark. Armer Supermarkt. Oder armer Hänsel, denn die Mutter überlegt, ihn nochmals los zu schicken.

Sie entscheidet sich dagegen. Resignation auf ganzer Linie. Gibt es eben wieder Nudeln zum Abendessen, was soll’s? Vitamine werden überbewertet, Geschmack beim Essen sorgt nur dafür, dass mehr als notwendig gegessen wird. Die Mutter sieht sich mit ihrem liebsten Abendessen auf dem Balkon sitzen: Bier. Die Kinder haben noch Ostersüßigkeiten, so sollten alle zufrieden sein.

Die Berichterstattung zur Verlängerung des Nerventests der Mutter beginnt. Ängstlich sitzt die Mutter vor dem Laptop. Im Presseraum passiert nichts, in der Küche umso mehr.

Die Kinder haben den Auftrag, das Abendessen zuzubereiten. Das gleiche, wie immer: Salat schneiden und Nudeln kochen, nicht, das Bier einzuschenken.

Während Hänsel fleißig und relativ geräuscharm arbeitet, versucht er, seiner Schwester Anweisungen zu geben. Nicht zur Freude des Mädchens. Heute ist es sie, die ausrastet. Sie will ihr Pummeleinhorn weiter malen und hat eh keinen Bock auf Salat. Das teilt sie ihrem Bruder, und sämtlichen Nachbarn, lautstark mit.

Die Mutter sitzt mit Kopfhörern auf dem Balkon und ignoriert das Geschehen. Sie trinkt Bier. Und freut sich, auf wahrscheinlich mindestens zwei weitere Wochen. Und setzt Bier auf die Einkaufsliste.





Coaching empfehlen