Es ist noch eine Stunde bis zum Weckerklingeln, als die Mutter von einem heftigen Krampf in der Wade aus dem Schlaf gerissen wird. Schmerzerfüllt liegt sie in ihrem Bett, neben sich ihre friedlich schlafende Tochter. Auch ansonsten ist, bis auf ein paar Autos auf der Straße, nichts zu hören. Sie kuschelt sich an ihre Tochter und bleibt müde liegen.

Zur Aufstehzeit verlässt sie schweren Herzens das Bett, um Hänsel zu wecken. Dem Jungen fällt das Aufstehen ähnlich schwer, muss aber schnell von Statten gehen. Er hat gestern vergessen, seine Hausaufgaben zu erledigen und muss das nun noch vor Unterrichtsbeginn nachholen.

Kraftlos sitzen Mutter und Sohn am Arbeitsplatz und werkeln vor sich hin. Gretel schläft auch heute aus, um dann den Vormittag über topfit um den Arbeitsbereich ihres Bruders herumzutanzen und zu turnen. Die genervte Ansage, sie möchte das bitte unterlassen, folgt schon kurze Zeit später.

Beide Kinder, und ehrlicherweise auch die Mutter, freuen sich auf Unterrichtsende. Denn auf Grund ihres Termins am nächsten Tag übernachten die beiden heute bei den Großeltern und dürfen bereits zum Mittagessen zu ihnen kommen.

Die kurzzeitige Überlegung, dass sie das auch alleine schaffen, wirft Gretel schnell wieder über Bord und bittet darum, dass ihre Mami sie, ihren Bruder, den Schlitten und die etwa fünf Kuscheltiere begleitet. Natürlich schlägt die Frau ihrem Mädchen den Wunsch nicht ab und stapft mit ihrem Nachwuchs durch den Schnee.

Kaum sind die Kinder abgeliefert, sieht die Mutter zu, dass sie schnell nach Hause kommt. Gemeinsam mit der Oma werden Hänsel und Gretel heute Rodeln gehen, die Mutter zieht einen gemütlichen Nachmittag in der warmen Wohnung vor. Der kalte Wind, der ihr auf dem kurzen Weg nach Hause ins Gesicht bläst, bekräftigt diesen Entschluss.

Sie hat noch einige Dinge zu erledigen, wird den Nachmittag aber entspannt angehen lassen. Was sie nicht schafft, bleibt liegen. Geputzt wird, wenn die Kinder wieder zurück sind. Auch ihre Studienunterlagen lässt sie geschlossen. Im Gegensatz zur Kühlschranktür fällt ihr das auch nicht schwer. Ohne feste Nahrung und mit nur einem Bruchteil ihrer üblichen Kaffeemenge ist die Frau froh, sich nicht großartig bewegen zu müssen.

Die Kinder sind froh, dass sie die Launen ihrer hungrigen Mutter nicht ertragen müssen. Stattdessen toben sie durch den Schnee, bewerfen sich und andere mit Schneebällen und frieren trotz der Minusgrade nicht ansatzweise.


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