Der Tag beginnt allein. Beim Weckerklingeln tastet die Mutter, wie jeden Morgen, nach ihrer Tochter. Aber das Bett ist leer. Irritiert nimmt sie ihr zur Handy zur Hand und liest ein wenig die Nachrichten des letzten Tages, als sie ein Tapsen vernimmt. Verschlafen und offensichtlich frierend kommt Gretel hinein, kuschelt sich wie ferngesteuert zu ihrer Mama und protestiert, als diese kurz darauf aufstehen möchte. Muss.

Die Mutter nimmt ihre Kuscheldecke, mummelt ihr Mädchen darin ein und deckt sie anschließend mit der Bettdecke zu. Lächelnd schläft Gretel wieder ein, so dass die Mutter sich Hänsel widmen kann.

Der Junge ist weit entfernt von einem Lächeln. Er braucht länger als üblich, bis er, ebenfalls in seine Kuscheldecke gewickelt, den Weg zu seinem Arbeitsplatz findet.

Die Mutter indes ist bereits beschäftigt. Anwalt-Schreiben, Finanzamt-Überweisungen und weitere Dinge stehen auf dem Plan. Ein Gemeinschaftsprojekt mit Hänsel erscheint ihr ebenfalls auf dem Bildschirm. Es ist ein ganz besonderes Projekt, vor dem beide Respekt haben, es aber zeitgleich unglaublich wichtig für sie ist. Dennoch steht die weitere Vorgehensweise noch nicht fest und bringt die Mutter immer wieder ins Grübeln.

Der erste Kaffee ist ausgetrunken, die erste Schulstunde läuft. Draußen scheint die Sonne, Gretel hat der Oma für heute abgesagt und möchte lieber eine Freundin treffen. Bevor sie es wieder vergessen, fragt die Mutter selbst nach und wartet nicht auf ihre Tochter. Hänsel ist mit seinem Opa verabredet. Alle gemeinsam werden ungeduldig die konkreten Beschlüsse des Landtags zur Öffnung von Kindergärten abwarten.

Hoffnung, dass auch Hänsel bald wieder in den vollständigen Präsenzunterricht darf, sind gering. Aber sowohl für den Jungen als auch die Mutter ist das ok. Wichtig ist aktuell, dass Gretel wieder zu ihren Freunden darf. Sie drücken sich für den Montag in einer Woche fest die Daumen. Das ist das Datum, dass bereits nach der Bundeskonferenz mitgeteilt wurde. Heute muss der Landtag zustimmen.

Während der Ministerpräsident die Ergebnisse kundtut, spricht die Mutter mit der Kindergartenleitung. Sie weiß noch nicht, wie es weitergeht und möchte das im Sinne der Transparenz gerne den Eltern mitteilen. Zufrieden legt die Mutter auf. Beide Leitungen der Kinderbetreuungseinrichtungen gehen aktiv und unterstützend auf die Eltern zu. Im Gegensatz zum Vorjahr fühlt sie sich jetzt, in beiden Einrichtungen, bestens aufgehoben. Und die Gewissheit, dass Gretel nur noch eine Woche zuhause bleiben muss und dann wieder in den Kindergarten gehen darf, tut gut. Der Mutter, vor allem aber Gretel.

Sie lehnen sich zurück und genießen den Sonnenschein von der Couch aus. Es sieht draußen herrlich auch, ist aber auch fürchterlich kalt, weswegen die Distanz-Variante vorziehen. Später wird noch Unterhaltung vorbeikommen, bis dahin räumt Gretel die Wohnung auf. Überall, nur nicht in ihrem Zimmer. Immer wieder ist die Mutter irritiert, dass ihre Tochter so gerne Ordnung schafft. Immer wieder fragt sich die Mutter, von wem das Mädchen das hat.

Hänsel liegt währenddessen auf seinem Bett und chillt. Es ist Freitagnachmittag, Zeit, das Leben zu genießen. Da fragt sich die Mutter nicht, woher er das hat. Die Antwort kennt sie sehr genau.

Später bekommen sie nicht nur Ablenkung, sondern auch einen wichtigen, und sehr positiven, Anruf. Abends starten sie daher alle gechillt ins Wochenende.


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