Die Nacht ist vorbei und die Mutter noch nicht fertig mit schlafen. Mehrere Male muss der Wecker sie daran erinnern, dass sie aufstehen muss. Mit schweren Knochen steigt sie aus dem Bett, um ihren Sohn zu wecken. Der liegt, eine spannende Detektiv-Geschichte hörend, eingemummelt in seinem Bett. Er ist wach, aber ebenso wenig gewillt, seinen Körper aus dem Kuschelparadies zu erheben.

Während die Mutter wenig später dem Kaffee beim in die Tasse laufen zusieht, gehen ihr ein paar Gedanken durch den Kopf: Wenn Gretel wieder in den Kindergarten, wird sich die Mutter um die jetzige Uhrzeit bereits auf dem Rückweg befinden. Wie soll sie das nur schaffen, so früh aufzustehen und dann auch noch ihre Tochter Kindergartengartenfertig zu bekommen? Schnell schiebt sie diese Gedanken beiseite und konzentriert sich auf etwas anderes. Ihren Tagesplan. Auch heute ist er voll, sie hat viel zu tun.

Im Gegensatz zur Sonne. Die hat sich für den Tag heute offensichtlich frei genommen. Das ist gut so. Kein schlechtes Gewissen, wenn sie in Jogginghose und Schlabbershirt zuhause bleiben.

Die Mutter nutzt die Gelegenheit für weitere Kapitel ihres Studiums. Vier wollte sie schaffen, nach sieben wird sie sehr stolz auf sich sein. Weitere sieben sind dann noch offen, die sie in dieser Woche abschließen möchte.

Die Kinder toben nebenbei durch das Wohnzimmer, bauen sich einen Parcours, üben Salto und puzzeln kopfüber auf dem Pezziball liegend. Alles wie immer.

Gretels Verabredung für den nächsten Tag ist bereits vereinbart, Während Mutter und Sohn einen Termin wahrnehmen, verbringt das Mädchen den Nachmittag bei ihren Großeltern und spielt Puppen. Diese konkrete Anweisung hat die Oma in ihrer Sprachnachricht erhalten, einfordern wird es Gretel daher ganz bestimmt.

An die weiter weg lebenden Großeltern werden auch heute wieder zahlreiche Nachrichten, Sprachnachrichten und gifs versendet, nachdem vormittags ein Überraschungspaket angekommen ist.

Abends trifft die Mutter eine Entscheidung, die Hänsel in Schockstarre versetzt: Sie beschließt, am nächsten Tag bereits zur ich-muss-Gretel-in-den-Kindergarten-bringen-Uhrzeit aufzustehen. Etwa zwei Stunden früher als die letzten zehn Wochen. Der Junge äußert seine Bedenken zögerlich. Grund der Mutter ist, dass sie Zeit für sich hat. Eigentlich ist das für abends eingeplant, aber das klappt nur selten. Daher der frühmorgendliche Versuch. Der Junge lächelt besorgt und checkt den Vorrat an Kaffeebohnen. Zwei Kilogramm sind im Schrank, noch ein paar in der Kaffeemaschine. Er bekommt Angst.


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