Morgens sitzt die Mutter mit Kaffee auf ihrem Balkon. Hänsel schläft noch, Gretel spielt neben ihm.

Unten auf der Straße fahren die Wochenendausflügler ihre PS-starken Maschinen in Richtung der Seen, Familienfahrzeuge fahren sowohl gen Seen als auch auf die Stadt zu. Vögel versuchen gegen den Lärm der Straße anzuzwitschern, nur manchmal haben sie eine Chance.

Irgendwann, die Frau ist völlig in Gedanken, humpelt ihr Sohn auf sie zu. Die Schmerzen des Sturzes sind nahezu verschwunden, er könne heute wieder Fahrrad fahren. Da sie eine Strecke von 25 Kilometern geplant hatten, fragt die Mutter lieber nach. Der Junge überlegt und sie schwenken um auf einen Ausflug zu Fuß.

Es ist bereits der letzte Ferientag. Der Inzidenzwert liegt ein wenig unter dem des Vortags, doch das wird dem Wochenende geschuldet sein. In zwei Tagen wird die Notbremse neben den Schulen und Kindergärten auch für alle anderen im Landkreis gezogen.

Hänsel ist über die Entwicklung nicht allzu traurig. Für ihn ist der Wechselunterricht der worst case. Seinen Sport darf er erst ab einer Inzidenz unter 50 ausüben, ein Ziel für den ersehnten Präsenzunterricht ist nicht einmal festgelegt. Da ist ihm Distanzunterricht im Schlafanzug schon lieber als das Hin und Her zwischen Schule und viel Hausaufgaben.

Gretel sieht das weiterhin anders. Sie will in den Kindergarten und keine weitere Woche Ferien. Sie möchte mit ihren Freunden spielen und nicht alleine darauf warten müssen, dass Mama und Bruder mit ihrer Arbeit fertig sind.

Frühstücken möchte sie auch nicht. Keiner der drei. Für abends sind erneut Burger geplant, vielleicht klappt es heute endlich. Zuerst aber steht ein Ausflug an.

Die Mutter überlegt, ob sie das Ziel beibehalten und nur das Fahrzeug tauschen. Sie fährt eigentlich gerne Auto. Am liebsten aber lange Strecken und alleine, anstatt kurze Wege mit den Kindern. Doch die fußläufigen Ziele um sie herum mag sie nicht mehr. Zumal eines davon am Vortag ordentlich gebrannt hat. Nicht bildlich, sondern tatsächlich. Dieses Ziel fällt somit weg.

Sie trinkt ihren Kaffee. Von den Kindern keine Spur.

Später tagt der Familienrat. Beide Kinder äußern ihre Ideen, was der Plan werden könnte. Entschieden wird einstimmig: Sie fahren zum ursprünglich geplanten Ziel. Mit dem Auto.

Die Mutter sieht ihren Bewegungsdrang unausgelebt, nimmt das aber in Kauf. Sie wird an diesem Ziel entspannen und Vitamin D tanken können, während die Kinder toben. Auch schöne Fotos sollten möglich sein. Sie freut sich. Nicht so sehr wie die Kinder, aber sie freut sich.

Der Nachwuchs bereitet Vitamine A und C vor, während die Mutter duscht. Für ihre Verhältnisse kommen sie früh los, durch die motorisierte Anfahrt erreichen sie ihr Ziel schon mittags.

Sie packen ihr Picknick aus und warten auf die Sonne. Im Gegensatz zum Vortag lässt sich diese heute oft von Wolken verdrängen, so dass die versprochene Frühlingstemperatur sich nicht richtig entfalten kann. Die Kinder haben dennoch Spaß. Sie spazieren im Wasser, werfen mit Steinen und finden in einem kleinen Mädchen einen neuen Fan.

Als ihnen langweilig wird, die Mutter kann es kaum glauben, gehen sie eine Runde spazieren. Es ist viel los in diesem Areal, zu viel für die drei. Sie suchen sich abgelegene Plätze, um der Geräuschkulisse zumindest für kurze Momente auszukommen.

Sie essen ein Eis und verschwinden im Wäldchen. Beim letzten Mal bauten die Kinder dort ein kleines Häuschen, das wollen sie nun vervollständigen. Die Mutter bleibt allein am Ufer zurück.

Stunden später, nur wenige Minuten sah die Mutter ihren Nachwuchs, wird es schattig und damit kühl. Außerdem hat die Mutter Hunger. So machen sie sich auf den Heimweg.

Hänsel brät Burgerpatties, Gretel deckt den Tisch, die Mutter öffnet sich eines ihrer alkoholfreien Hopfengetränke. Wobei dieses eigentlich eher Weizen ist.

Gemeinsam mampfen sie die langersehnten Burger, bevor Hänsel seine Schulsachen für den nächsten Tag vorbereitet und die Kinder sich langsam in ihre Zimmer zurückziehen.


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