Das Schulkind sieht es gar nicht ein, in den Corona-Ferien etwas für die Schule zu tun. Die Lehrerin hat Ferien gesagt, also sind auch Ferien.

Das Kindergartenkind sieht es gar nicht ein, nicht in den Kindergarten zu dürfen. „Mama, guck doch, ich habe Hände gewaschen, da ist kein Virus.“

Zum ersten Mal seit Sonntagabend haben sowohl die Mutter, nur noch ein Schatten ihrer selbst, und der Nachwuchs erst den Schlafanzug und anschließend die Wohnung verlassen. Ziel: Geldscheine in Nervennahrung umwandeln.

Auf dem Weg dorthin kindliches blankes Entsetzen ob der abgesperrten Spielplätze und des einzelnen, älteren Herren, der auf einer hinter der Absperrung befindlichen Bank ein wenig Ruhe genießt.

Mitleidige Blicke diverser Passanten, die wenige Bruchstücke der angeregten Unterhaltung des Gespanns aufschnappen, ereilen die Mutter.

Im Supermarkt angekommen läuft das Kindergartenkind freudig durch die Gänge, auf der Suche nach Nuuuuuuuuuuuudeln. Erneut mitleidige Blicke in die Richtung der Mutter. Eine hitzige Diskussion zum Thema Abendessen entfacht. Das Kindergartenkind akzeptiert ausschließlich Nudeln, das Schulkind will alles andere, nur keine Nudeln. Von mitleidigen Blicken der anwesenden Rentner verfolgt flüchtet sich die Mutter in Richtung Süßigkeiten und Alkohol. Nach kurzem Zögern greift sie dennoch zur präferierten alkoholfreien Variante, zweifelnd, ob das eine gute Idee war.

An der Kasse werden mitleidige halte-durch-Blicke zwischen Mutter und der Kassiererin ausgetauscht, bevor der Heimweg angetreten wird. Zitternd vor Vorfreude auf Kekse, Gummibärchen und (alkoholfreien) Sekt und (alkoholfreies) Bier.

Zuhause angekommen, kollektives auf den Zucker stürzen. Im Anschluss bricht die Mutter weinend zusammen, während beide Kinder laut und ausdauernd kreischend ihren Zuckerschock genießen.

Nur noch fünf Stunden, bis sie ins Bett gehen. Nur noch fünf Stunden, bis in die Mutter wieder ein kleiner Hauch von Leben zurückkehren wird.


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