Die Mutter wacht auf. Viel zu früh. Obwohl sie sogar daran gedacht hat, den Wecker zu deaktivieren.

Da die Kinder noch schlafen, ist das Handy ihre Beschäftigung. Als ihr Zacs und Michaels mit lieben Grüßen entgegenblicken, ist sie happy.

Die Demütigung eines Wissensduell erspart sie sich und sieht sich stattdessen weitere Bilder von wunderbaren Plätzen dieser Welt an. Ihrem Fernweh tut das nicht gut, dennoch entspannt sie dabei. Und erweitert ihre must-have-been-there-Liste.

„It’s my party and I cry if I want to.“ Die Mutter sieht es eher als it’s my party and I eat it if I want to.

Gestern haben die Kinder zusammen mit der Oma den Lieblingskuchen der Mutter gebacken. Den gibt es nun zum Frühstück.

Liebevoll decken die Kinder den Tisch. Sie nehmen die Mutter an die Hand und singen „Happy birthday, beste Mami“. Tränchen kullern der gerührten Mutter über die Wangen. Sie ist überglücklich, dass sie ihre beiden Chaoten an ihrer Seite hat.

Nach dem ersten Stück Kuchen gehen die Kinder spielen. Sie bauen ein Flugzeug. Die Mutter bleibt mit dem zweiten doppelten Kaffee draußen sitzen. Sie hat Angst, was sie im Flur erwarten würde, wenn sie jetzt aufsteht.

Ein bisschen Zeit haben die drei noch. Nachmittags gibt’s die zweite Runde Kuchen, davor soll geradelt werden.

Und das wird es auch. Kurz. Denn eine Kollegin von der Mutter kommt vorbei und die beiden Erwachsenen ratschen eine Weile. Als sie endlich loskommen, erfahren sie, dass sie schon bald wieder zurück sein müssen. Es ist ein positives müssen. Die drei freuen sich.

Sie verbringen einen schönen Nachmittag. Anschließend kommen die Großeltern auf ein Bier vorbei. Alles mit Abstand natürlich.

Als endlich Ruhe einkehrt, verschwinden die Kinder im Prä-Pubertier-Chaos. Sie wollen einen Film schauen.

Die Mutter bleibt auf dem Balkon sitzen. Sie trinkt noch ein Bier. Eigentlich hatte sie den Tag ganz anders geplant. Schön war es trotzdem.

So viele liebe Menschen haben an sie gedacht und sie mit Gutscheinen für Shopping und Reisen sowie alkoholfreier und zuckerintensiver Nervennahrung und Glückwünschen versorgt. Sie freut sich, dass sie diese Menschen in ihrem Leben hat. Dennoch sitzt sie ein wenig wehmütig in der Dämmerung und lässt ihre Gedanken schweifen. Und trinkt Bier.





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