Schon morgens scheint die Sonne. Nicht nur draußen, sondern auch innerhalb der Familie. Als sich die Mutter leise in das Kinderzimmer schleicht, um ihren Sohn für den Unterricht zu wecken, liegen beide Kinder in ihren Betten. Wach. Sie strahlen ihre Mama an und wünschen ihr fröhlich einen guten Morgen. Kurz irritiert, nimmt die Frau ihre Sprösslinge anschließend in den Arm und sie unterhalten sich ein wenig.

Zu Unterrichtsbeginnt sitzt Hänsel pünktlich am Rechner und auch die Mutter kommt mit ihren Lernaufgaben gut vorwärts. Einige der gelernten Dinge probiert sie direkt an ihrem eigenen Testobjekt aus und ist begeistert. Es sieht so aus, als würden die drei wieder in ihren eigenetlichen Flow zurückfinden. Wenn das nur das mit dem unterschiedlichen Verständnis von Ordnung nicht wäre. Die Küche sieht aus, als wäre eine hungrige Horde Vagabunden über sie hergefallen. Dabei waren es nur die Kinder, die ihre Sachen vom Abendessen nicht weggeräumt haben. Ein weiterer Versuch, die Wünsche der Mutter zu klären, schlägt ebenso fehlt wie alle vorangegangen. Der Mutter gehen die Ideen aus. Hänsels Vorschlag, sie möge doch einfach selbst aufräumen, ist einfach, wird aber nicht umgesetzt. Sie erklärt dem frechen Kind, dass sie sicherlich nicht hinter ihm herräumen wird, nur weil er keinen Bock hat, die von ihm benutzten Sachen wieder an ihren jeweiligen Platz zu stellen. Bedauerlich – für den Jungen.

Mittags stürmen die Kinder den immer noch vagabundenhaft aussehenden Raum und bereiten einen Obstsalat zu, Die Mutter freut sich – und hat Angst. Sie freut sich, weil sie Obstsalat sehr mag und so noch ein wenig weiterlernen kann. Sie hat Angst, weil sie in ihrem Kopf die Küche vor sich sieht. Das ist der Moment, in dem sie beschließt, nach dem Essen die Wohnung zu verlassen. Ob die Kinder mitkommen oder nicht, ist zweitrangig – sie möchte an die frische Luft und sich ein wenig bewegen. Vielleicht, so ihre Hoffnung, wird sie dabei von beiden Kindern begleitet. Vielleicht, so ihre Vermutung, wird Hänsel auch heute wieder daheim bleiben wollen.

Hänsel kommt mit. Eine gute Idee ist das allerdings nicht. Denn unterwegs fällt ihm ein, dass er noch gar keine schlechte Laune hatte und gibt Vollgas. Die Mutter versteht, wieder einmal, die Welt nicht mehr. Der Junge sich selbst offensichtlich auch nicht. So bekommen die drei zwar Bewegung und frische Luft, ein schöner Nachmittag allerdings ist es nicht. Wieder zuhause geht es entsprechend weiter. Die Mutter verzieht sich ins Arbeitszimmer, Gretel folgt ihr. Das Mädchen setzt sich stillschweigend an Hänsels Schreibtisch, während dieser alles für seinen angekündigten Auszug vorbereitet.

Abends ist von alledem nichts mehr übrig. Hänsel erledigt seine Aufgaben, entschuldigt sich bei seiner Mama und bereitet den nächsten Schultag vor. Die Anzahl der Fragezeichen über dem Kopf der Mutter kann keiner der drei mehr zählen.


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