Die Nacht ist ein weiteres Mal viel zu schnell vorüber. Müde schleppt sich die Mutter zur Kaffeemaschine, während beide Kinder noch schlafen. Wie gerne würde sie mit ihnen tauschen. Stattdessen schnappt sie sich ihren Laptop, nimmt die Kaffeetasse und eine Decke und richtet ihren Arbeitsplatz auf dem Balkon her. Heute wird ein sonniger Tag, die Decke wird sie ab acht Uhr wahrscheinlich nicht mehr benötigen.

Später geht sie Hänsel wecken. Zumindest hatte sie das vor. Er ist bereits wach. Und gut gelaunt. Freudig erzählt sie ihm, dass sie am morgigen Vormittag auch für ihn Skates kaufen gehen. Das hatte er sich gestern gewünscht. Er ist happy. Auch sein Friseurtermin für nachmittags ist bestätigt. Er ist happier.

Auch für Gretel hat die Mutter eine gute Nachricht, als sie aufwacht. Sie hat mit der Mama einer der Freundinnen vereinbart, dass sie sich am Nachmittag auf dem Spielplatz treffen. Das Mädchen ist glücklich und würde am liebsten sofort los.

Doch noch muss die Mutter arbeiten. Sie bekommt ein Küsschen und einen Kaffee von ihrer Tochter. Damit arbeitet es sich besser.

Das ist auch dringend notwendig. Ein weiteres Mal wird der Mutter bewusst, wie wichtig ihr ihr Seelenfrieden ist.

Feierabend. Gleich kommt Hänsel aus der Schule, die Zeit nutzen Gretel und die Mutter, um einkaufen zu gehen. Hänsel möchte das Mittagessen zubereiten. Wahrscheinlich wird es Pasta geben. Die Mutter wird sich einen Salat dazu wünschen. Das wiederum wird Hänsel nicht sonderlich erfreuen.

Freudig wird der Junge von seiner Schwester begrüßt. „Hänsel ist da, Hänsel ist da“ singt das kleine Mädchen fröhlich durch das Wohnzimmer hüpfend.

Der Junge freut sich, berichtet über seinen Tag und dass er heute alle Hausaufgaben vollständig vorzeigen konnte. Er geht in die Küche, lässt die müde Mutter auf dem Balkon zurück und setzt Nudelwasser auf. Dazu schnippelt er Salat.

Die Mutter fragt sich, wer das Kind in der Küche ist und wo ihr Sohn abgeblieben ist.

Nach dem Essen hat sie ihn wieder. Er ist auf der Suche nach inzwischen der dritten Maske, die er verlegt hat. Dass er in der Schule eine braucht und wohl auch dabei hatte, nebensächlich. Die Mutter ist extrem genervt. Diese Unachtsamkeit kostet viel – viel Geld, viel Zeit, viel Nerven.

Gretel hüpft währenddessen singend durch die Wohnung. Sie ist aufgeregt. Sie freut sich auf ihre Freundin.

Endlich geht’s los. Ausgiebig spielen die kleinen Mädels. Sie rennen, sie klettern, sie schaukeln, sie bauen Sandburgen, sie radeln und sie skaten. Hänsel kommt vom Friseur. Er sieht ganz anders aus. Aber glücklich. So soll es sein. Er geht bolzen.

Stunden später hat die Mutter Mühe, ihre Bagage wieder einzufangen. Letztlich schafft sie es.

Die drei sitzen beim Abendessen und reden Blödsinn. Sie ärgern sich gegenseitig, sind ausgelassen und fröhlich. Beide Kinder haben neue Namen: Hänsel ist der Hauptgang und Gretel die Nachspeise.

Hauptgang und Nachspeise wissen es noch nicht, aber sie werden gleich der Mutter ein Bier bringen und anschließend die Küche in Ordnung bringen. Vielleicht. Ein bisschen. Die Hoffnung besteht. Immerhin bittet die Mutter seit etwa einer Woche drum. Aber jetzt streiten sich die Kinder wegen einer Gummispinne, die Hauptgang vor dem Zimmer von Nachspeise platziert hat. Und wer dicker von beiden ist. Und wer von Aliens entführt wurde.

Hauptgang möchte die Mutter weghexen. Sie fände die Malediven schön. So hatte er das nicht gemeint.

Nachspeise frisst Hauptgang. Irgendwie läuft es aus dem Ruder. Die Kinder haben Spaß. Die Mutter Bier. Gleich.





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