Der Tag beginnt zu früh. Eigentlich hat die Mutter heute frei. Eigentlich.

Sie telefoniert, sie hat eine Konferenz, sie beantwortet Mails, sie aktualisiert ihre Überstunden. Zwischendurch weckt sie die Kinder und bekommt eine Einladung zum Grillen. Um halb zehn macht sie Feierabend.

Bis jetzt alles gut.

Die drei haben vereinbart, dass auch Hänsel heute Skates bekommen soll. Noch vor der Schule sollen sie besorgt werden, damit die Kinder am Nachmittag gemeinsam üben können. Über kurz oder lang wird wahrscheinlich auch die Mutter nicht um eine Anschaffung herumkommen. Sie ist nur semi-begeistert.

Nach dem Kauf radelt Hänsel in die Schule, die Mädels heim. Dort macht die Mutter Frühstück. Danach schläft sie eine Runde. Sie ist kaputt.
Dennoch ist bis jetzt alles gut.

Als sie aufwacht ist auch Hänsel längst wieder zu Hause. Gemeinsam mit seiner Schwester sitzt er neben der Mutter auf der Couch und schaut „Just add magic – Das geheimnisvolle Kochbuch“.

Die Mutter ist traurig. Vereinbart war, dass er nach der Schule endlich die Küche in Ordnung bringt. Darum bittet sie ihn seit Tagen. Seit Tagen steht er über Stunden vor der handvoll Geschirr und jammert, anstatt abzuwaschen. Seit Tagen kommt Geschirr dazu, sein Jammern wird größer, die Stunden, in denen er nichts tut werden mehr. Die Geduld der Mutter wird weniger. Seine Laune ist immer nur solange gut, solange sie ihn gewähren lässt.

Die Stimmung kippt.

Es wird Zeit, dass die Mutter Zeit für sich bekommt. In der kommenden Woche wird Hänsel wieder zur Frühschicht in der Schule sein. Die Planung zu Gretels Zeiten steht noch aus. Lediglich die Einteilung der Gruppen steht seit gestern fest. Begeistert wird sie nicht sein. Weder wird sie alle ihre Freunde sehen dürfen, noch wird sie viel Zeit im Garten verbringen. Aber vielleicht hat die Mutter so ein paar Minuten für sich ganz alleine.

Danach sind Ferien. Die erste Woche sollen die Kinder bei ihren Großeltern verbringen. Wie immer äußert sich der Vater nicht konkret dazu. Er hat besseres zu tun, als sich um seinen Nachwuchs zu bemühen. Die Mutter plant trotzdem. Sie möchte wandern und radeln und lesen und schreiben und zeichnen und in den Biergarten und tanzen und alles um sich herum vergessen oder zumindest ignorieren. So der Plan.

Die Stimmung ist ok.

Zurück ins Jetzt.

Die Kinder stehen in der Küche. Gretel wäscht ab. Hänsel trocknet das Geschirr und erteilt seiner Schwester Befehle. Die Mutter versucht fit zu werden.

Hänsel, zumindest geht sie davon aus, dass der Junge es war, hat die Jalousien heruntergelassen, damit sie besser schlafen kann. Süß ist er. Sie lächelt. Sie liebt diesen kleinen Nervtöter.

Die Stimmung ist ok.

Die Kinder streiten. Endlich. Es wäre furchtbar gewesen, wenn die beiden zwanzig Minuten friedlich gemeinsam eine Aufgabe bewältigt hätten.

Die Stimmung ist schlecht.

Vielleicht sind sie solange mit dem Geschirr beschäftigt, dass das mit dem Skaten üben heute nichts mehr wird. Die Mutter wäre nicht traurig, sie ist kaputt. Es hilft auch kein Kaffee. Sie hat es versucht. Sie hat ihr bestes gegeben.

Die Stimmung ist schlechter.

Die Mutter erhält ein Schreiben aus dem Kindergarten. Da Gretel im Herbst nicht eingeschult werden wird, darf sie in der kommenden Woche, obwohl sie ein Vorschulkind ist, nicht zurück in den Kindergarten. Sie könnten den Weg über die Notbetreuung gehen, ob das aber für eine Woche sinnvoll ist, bevor die Ferien starten, ist fraglich.

Die Stimmung ist unterirdisch.

Die Mutter ist genervt. Die Kinder machen Essen. Danach fahren alle drei ins Büro, damit die Mutter am morgigen Feiertag nicht muss.

Wo kann man Nerven reparieren lassen?

Da hilft auch kein Bier mehr. Der Tag kann weg. Die Stimmung wird nicht besser.

Erzählstimme aus dem Off: Die Mutter schmeißt den Mittwoch in die Tonne. Zu dritt hüpfen sie auf ihm herum, bis er definitiv nicht mehr herauskommen wird. Der Tag ist hiermit beendet.





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