Den gestrigen Abend sowie die halbe Nacht hat die Mutter mit einer Serie verbracht. Komplett. Störungsfrei. Heute hat sie nicht länger geschlafen als sonst. Aber sie fühlt sich gut. Sie freut sich auf, sie hat sich inzwischen entschieden, die Radltour. Knapp fünfzig Kilometer sollen es werden.

Die Kinder kommen erst nach dem Abendessen zurück. So hatte die Mutter es am Vorabend dem Vater zu verstehen gegeben.

Sie trinkt einen Kaffee. Währenddessen überlegt sie, ob sie lieber alleine oder in Begleitung radeln möchte.

Sie radelt alleine. Den ursprünglichen Plan ändert sie auf der Strecke ab. Sie fährt einen näher gelegenen See an. Diesen umrundet sie, um nach einer Pause zu einem weiteren See zu radeln.

Es geht ein bisschen durch städtische Straßen, vorwiegend aber durch Wald und über Feldwege. Sie genießt die Aussicht. Sie genießt die Ruhe. Sie genießt ihr Tempo. Sie genießt das Alleinsein. Wie gerne würde sie das regelmäßig machen können!

Während sie am ersten See auf einem der Stege entspannen konnte, sitzt sie am zweiten See direkt am Wasser. Mit einem Kaffee. Eine Stunde wird sie auf direktem Wege nach Hause benötigen. Vielleicht fällt ihr aber noch ein weiteres Ziel ein, Zeit hat sie.

Und sie fährt nicht auf direktem Wege.

Eine weitere Seeumrundung steht an. Bei dieser jedoch spielt der Wettergott nicht mit. Viele Kilometer von der heimischen Couch entfernt kommt sie, schon wieder, in einen Schauer. So stark wie am Vortag ist es nicht, außerdem hält ihre Softshell-Jacke sie heute relativ trocken.

Durch den Regen fährt sie gen Heimat. Der Regen hört auf und die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Sie fährt ein weiteres Mal am ersten See entlang.

Nach insgesamt nun doch wie geplant fünfzig Kilometern und vier Stunden, die sie unterwegs war, ist sie wieder zu Hause.

Sie hat Hunger. Anstatt des üblichen Weißbieres macht sie sich etwas zu essen. Anschließend legt sie sich auf die Couch und schließt die Augen. Nur einen Augenblick. Einen klitzekleinen Augenblick.

Drei Stunden und vier Folgen „The Mentalist“ später ist der klitzekleine Augenblick vorüber. Gleich kommen die Kinder heim. Hoffentlich sind die beiden nur ansatzweise ebenso müde wie ihre Mutter.

Sind sie nicht. Im Gegenteil. Aufgedreht sind sie und Hunger haben sie. Sie plaudern ein wenig über die vergangenen vierundzwanzig Stunden, bevor Hänsel in seinem Zimmer Ruhe sucht und Gretel etwas gucken möchte. Die Mutter möchte schlafen.





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