Der Abend verläuft ruhig. Die Kinder liegen noch lange wach, geben sich aber redlich Mühe einzuschlafen.

Während Hänsel nervös aufgeregt ist, hält Gretel eine freudige Aufgeregtheit vom Schlafen ab. Bei der Mutter ist es schlichte Lustlosigkeit. Zur eigentlichen Schlafenszeit wird daher der Sekt geöffnet. Ohne die Flasche auch nur kurz zurück in den Kühlschrank zu stellen, wird die Idee, den Inhalt auf zwei Tage aufzuteilen, sofort abgewiegelt. Lecker schmeckt er. Müde wird sie dennoch nicht. An Schlaf ist weiterhin nicht zu denken.

Auch bei Gretel nicht. Es ist schon fast Mitternacht, als die Tür aufgeht und das kleine Mädchen mit großen Augen die Mutter ansieht. „Mami, ich vermisse dich so sehr, ich kann gar nicht einschlafen.“ Grrrr.

Als sich dann auch noch ihre kleinen Ärmchen um den Hals der Mutter schmiegen, das kleine Gesichtchen immer näher kommt und die Mutter letztendlich einen fetten Knutscher aufdrückt bekommt, kann diese gar nicht anders, als das süße Ding fest in die Arme zu nehmen.

An sich herangekuschelt legt sie das Menschlein neben sich ins Bett. Ein freudiges Lächeln huscht über das kindliche Gesicht. Es dauert dennoch, bis sie einschläft.

Auch aus dem Prä-Pubertier-Zimmer dringt noch die Stimme des Geschichtenerzählers.

Die Mutter selbst ist auch nicht müde.

Ein Blick auf die Uhr verrät ihr, dass es morgen ein grauenvolles Aufsteh-Szenario geben wird. Abends hat Hänsel zum ersten Mal seit vierzehn Wochen Training. Das bedeutet, er wird wieder nicht früh ins Bett kommen. Ein wunderbarer Start in den neuen Alltag.

Der Wecker klingelt. Und klingelt nochmal. Insgesamt muss die gute Alice, die Mutter hat vergessen es auf Michael umzustellen, acht Mal anfangen zu singen, bevor die Mutter ihre müden Knochen aus dem Bett bewegt.

Nach einer Dusche ist sie, zumindest kurzzeitig, fit. Sie weckt Hänsel. Auch er hat vergessen, seinen Wecker richtig zu stellen. Von fit ist der Junge Lichtjahre entfernt. Er redet nicht, setzt sich hin und frühstückt. Er frühstückt? Oh je.

Die Mutter reißt auch Gretel aus dem Schlaf. Nach anfänglichem Wegdrehen steht das Mädchen auf und verlangt nach einem Kakao. Sie ist eindeutig die Miniversion ihrer Mutter.

Als der Kakao fertig ist, wird er ratzfatz ausgetrunken und die Kleine zieht sich an. Wenige Minuten später möchte sie losfahren. Es ist noch viel zu früh! Nicht einmal Hänsel ist unterwegs.

Aufregung und Vorfreude sind dem Mädchen deutlich anzusehen. So sehr freut sie sich auf ihre Freunde!

Die Freude von Hänsel und seiner Mutter hingegen hält sich in Grenzen. Sie besprechen kurz den Plan für heute, dann packt er seinen Rucksack und spaziert los.

Als Hänsel losgeht, möchte auch seine Schwester gehen. Völliges Unverständnis, dass ihr Bruder bereits um acht Uhr in der Schule sein muss und sie erst ab dieser Uhrzeit in den Kindergarten darf.

Als sich die Mädels abfahrbereit machen, regnet es immer noch. Die Mutter muss nachher zur Post und einkaufen, daher fahren sie heute mit dem Auto.

Im Kindergarten läuft alles reibungslos. Gretel ist lediglich irritiert, dass ihr ihre Mutter auf Grund der Maskenpflicht zum Abschied kein Küsschen geben kann. Müde qber glücklich verschwindet sie im Gruppenraum.

Die Mutter fährt ins Büro. Sie ist eine der ersten dort. Genutzt wird die persönliche Anwesenheit mit ausgiebigem Austausch mit ihren lang vermissten Kolleginnen. Wenn die Chefetage nachher erscheint, wird das Büroteam nahezu komplett vor Ort sein.

Der Arbeitstag vergeht schnell. Viel Koffein fließt die Kehle der Mutter hinunter. Pünktlich verlässt sie das Büro. Sie muss einkaufen und zur Post. Anschließend holt sie Gretel ab.

Das Mädchen ist gar nicht erfreut, als es die Mutter sieht. So gerne möchte sie noch mit ihren Freunden spielen. Warum holt die Mutter sie nur jetzt schon ab?

Hänsel ist bereits seit einigen Stunden zu Hause. Er hält die Mutter seitdem über den Stand seiner Aufgaben auf dem Laufenden. Essen kocht er ebenfalls. Die Mutter ist stolz auf ihren Sohn. Und freut sich auf Spagetti mit Tomatensauce.

Nachmittags sucht der Junge seine Trainingssachen zusammen. Gretel hüpft wie wild auf dem Trampolin. Die Mutter arbeitet. Schöne Fotos werden benötigt, das ist heute ihr Projekt. Erfolgreich.

Während Hänsel sich später beim Training auspowert, kuscheln sich die Mädels müde auf die Couch. Die Mini-Variante der beiden wünscht sich eine Folge ihrer Schildkröten. Die Maxi-Variante ist einfach nur müde und stimmt zu.

Sie muss noch die Brotzeit für die Kinder morgen vorbereiten. Die Motivation, jemals wieder aufzustehen, ist allerdings minimal. Da hilft auch die Nachricht nichts, dass die organisatorischen Herausforderungen auf Grund des Schulchaoses aller Voraussicht nach gut gelöst werden können.

Ihr fällt ein, dass sie vergessen hat, Bier zu kaufen. Sekt ist auch keiner mehr da. Hm. Muss sie wohl schlafen gehen. Mal sehen, ob es heute mit dem Schlafen besser klappt.

Coaching empfehlen