Es regnet, es regnet, die Erde wird nass.

Das Wetter unterstützt die müde Familie nicht sonderlich beim Aufstehen. Alle drei hängen nur irgendwie so rum, wenig ambitioniert, sich jemals wieder von ihrem Platz zu erheben.

Gretel sitzt, gemeinsam mit der Mutter, am Frühstückstisch. Das kleine Mädchen ist in eine Decke eingewickelt und schläft mit offenen Augen. Das große Mädchen ist bereits angezogen, trinkt Kaffee und erinnert Hänsel im Minutentakt an die Uhrzeit.

Hänsel müsste jetzt eigentlich los. Er zieht sich seine Schuhe an und ist schon fast abfahrbereit. Eine Sprachnachricht seines Freundes besagt, dass dieser bei dem Regenwetter das Auto seiner Mutter dem gemeinsamen Schulweg vorzieht.

Gretel möchte ebenfalls nicht radeln. Sie möchte laufen. Das aber bedeutet, dass sie früher los müssen als sonst. Ob das gelingt, steht in den vor lauter Regenwolken nicht sichtbaren Sternen.

Die Mutter freut sich auf das Wochenende. Für einen Tag haben sie Pläne, alle zusammen. Darauf freut sich die Mutter sehr. Von beiden Kindern, insbesondere aber von Hänsel, hatte sie in der vergangenen Woche nicht viel.

Auf dem Weg wird die Mutter nass. Das allerdings soll nur der Anfang eines wirklich bescheidenen Tages sein.

Im Büro gerät sie mit jemandem aneinander. Indirekte Vorwürfe mag die Mutter gar nicht. Ihr Gegenüber offensichtlich schon. Kurz vor einer Explosion verlässt sie den Raum.

Als sie eine Regenpause nutzt, um Gretel aus dem Kindergarten abzuholen, wartet schon der nächste Schlag auf sie. Die Pandemie-Stufe wird zur nächsten Woche erhöht. Hänsel wird wenig begeistert sein, so die Befürchtung.

Kaum zu Hause angekommen, bestätigt sich diese Ahnung. Der Junge ist genervt. Als ob die Mutter das so entschieden hätte, dass er nun wieder eine Maske während des Unterrichts tragen müsse.

Müde und genervt brotzeiten die Mädels, Hänsel mag nicht. Damit meint er wahrscheinlich eher die Gesellschaft der beiden als das Essen. Alle drei haben miese Laune.

Die Kinder räumen ihre Zimmer auf – so zumindest die offizielle Aussage. Die Mutter liegt, sowohl offiziell als auch inoffiziell, auf der Couch und kämpft gegen den Schlaf.

Später bereitet sie die Kürbissuppe vor, auf die sie und Hänsel sich bereits die ganze Woche freuen, vor.

Herrlicher Duft zieht durch die gesamte Wohnung und die Laune bessert sich. Es ist Wochenende, sie haben frei und schöne Dinge vor. Begonnen wird damit gleich am heutigen Abend. Kuschelkino steht auf dem Programm. Ein Weihnachtsfilm. Der Lieblingsweihnachtsfilm der Mutter.

Gebannt starren die Kinder dreiundneunzig Minuten in den Fernseher. Sie lachen, sie erschrecken sich, sie lieben den Film ebenso wie ihre Mutter. In beiderlei Hinsicht.

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