Schon wieder geht die Mutter viel zu spät ins Bett, schon wieder wacht sie viel zu müde auf.

Ihr erster Blick aufs Handy ist hoffentlich nicht wegweisend für diesen Tag. Der Vater der Kinder hat tatsächlich schon nach sechs Wochen eine Rückmeldung zu der angeblich verschollenen Maske seiner Tochter gegeben. Eine Überraschung ist es nicht, dass er sie nirgends finden konnte. Ob er wohl in der Mülltonne, in die er sie vor Wochen geworfen hat, ebenfalls nachgesehen hat?

Die Mutter beschließt, ihrem Mädchen nichts von dieser unverschämten Antwort zu erzählen, solange sie nicht nachfragt.

Genervt steht sie auf.

Gretel hat am Abend den Wunsch geäußert, früher geweckt zu werden. Sie möchte wieder zu Fuß in den Kindergarten, außerdem mag sie die Hektik nicht. Ob sie es jetzt noch so sieht, wagt die Mutter zu bezweifeln.

Müde drückt die Mutter auf den Knopf zum Glück. Während Hänsel freiwillig aufsteht, braucht Gretel Zeit.

Alle drei machen sich dennoch pünktlich auf den Weg. Hänsel fährt zur Schule, die Mutter bringt Gretel in den Kindergarten und sorgt im Anschluss für Ordnung in der Wohnung. So recht funktionieren mag das jedoch nicht, die Motivation scheint die Frau unterwegs verloren zu haben.

So trinkt sie weiter Kaffee und überlegt, was sie in der Wohnung alles umgestalten kann, damit ihr den Winter über im wahrscheinlichen Home Office nicht die Decke auf den Kopf fällt.

Bei Sonnenschein holt sie später ihre Tochter wieder ab. Nach einem Abstecher auf den Spielplatz spazieren die zwei nach Hause. Gretel möchte gerne Eis essen und Hänsel soll mitkommen.

Möchte er aber nicht, daher wird kurzerhand umdisponiert. Die Mädels kaufen ihre Kalorien im Supermarkt und alle drei machen es sich daheim auf der Couch gemütlich.

Während die Mutter weitere unschöne Nachrichten erhält und eine ungute Vorahnung einen Termin betreffend hat, verfrachtet sie die Kinder ins Bad. In Dusche und Badewanne haben die beiden Spaß.

Die Mutter hingegen muss noch ein Chaos in Ordnung bringen, außerdem ein Gespräch am nächsten Tag vorbereiten. Wenn sie denn nur wüsste, wann es stattfindet!

Sie ist müde. Sie ist nachdenklich. Sie friert. Sie hat Kopfschmerzen. Wie jeden Abend beschließt sie, nach dem Gute-Nacht-sagen ebenfalls zu schlafen. Wie jeden Abend wird sie wahrscheinlich stattdessen wieder in der New Yorker Bar der inzwischen 2000er Jahre mit ihren Freunden sitzen und erneut viel zu spät einschlafen. Der Tag morgen wird, trotz Überstundenabbau, lang und anstrengend.

Auf dem Weg zu Gretel verläuft sich die Mutter Richtung Kühlschrank. Zum Glück – sowohl Weißbier als auch Sekt sind noch kalt gestellt. Der Abend kann beginnen.

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