Heute ist es soweit. Hänsel darf wieder zur Schule gehen. Nach insgesamt acht Wochen.

Die Mutter weckt ihren Sohn. Begeistert ist er nicht. Er weint, weil er müde ist. Er weint, weil er keine Jeans findet. Eigentlich weint er, weil er vollkommen überfordert ist. Die Mutter nimmt ihn in den Arm, geht die Vorgaben und Treffpunkte nochmal mit ihm durch und wünscht ihm, trotz allem, einen guten Wiederstart.

Denn es hilft alles nichts, für drei Schulstunden geht er ab heute wieder in die Schule. In zwei Wochen steht der Probeunterricht mitsamt zweier Prüfungen für seine favorisierte Schule an. Darauf wird ihn seine Lehrerin vorbereiten.

Gretel schläft noch. Sie ist voraussichtlich noch zwei Wochen zuhause, bis auch sie wieder regulär in den Kindergarten gehen darf. Viel von Hänsels Schulzeit wird sie heute wohl nicht mitbekommen. Die meiste Zeit wird sie verschlafen. Hoffentlich. Denn die Mutter muss arbeiten.
Sie erhält eine sehr gute Nachricht und ist glücklich. Hänsel wird es auch sein.

Als der Junge nach Hause kommt, frühstücken sie erst einmal. Die Kinder bereiten alles vor, so dass die Mutter noch arbeiten kann. Daran könnte sie sich gewöhnen. An das Toben während ihrem anschließenden Telefonat eher nicht.

Später muss die Mutter noch ins Büro. Die Kinder kommen mit. Gretel mit Roller, Hänsel zu Fuß. Sie verbinden es mit einem Spaziergang. Als Überraschung steuert die Mutter auf die Lieblingseisdiele der Kinder zu. Überraschung – Montag ist Ruhetag. Also spazieren sie weiter.

Sie ärgern sich gegenseitig. Vor allem Mutter und Sohn. Frech wie er ist, hat er einen Wahnsinnsspaß daran, die Mutter in den Wahnsinn zu treiben. An seinem Leben scheint er nicht sonderlich zu hängen. Als die Mutter etwas sagt, das ihm nicht passt, informiert er seine Schwester, dass ihre „Mutti doof“ ist. Mutti. Das Hasswort der Mutter. Hänsel lacht. Die Mutter jagt ihn. Hänsel lacht nicht mehr. Die Mutter kitzelt ihn. Hänsel schreit seiner Schwester zu, dass ihre Mutti ihn ärgert. Die Mutter lacht. Heute Abend kommt der Junge in den Ofen.

Es donnert. Gretel erschrickt fürchterlich. Es donnert noch einmal. Und noch ein drittes Mal. Die drei sehen zu, dass sie nach Hause kommen. Tun sie, unterwegs werden sie allerdings pitschepatschenass. Mutter und Sohn joggen durch den Regen, Gretel jammert rollernd.

Daheim angekommen, ziehen sie sich erst einmal um. Die Mutter durchsucht anschließend die Küche nach Abendessen-tauglichen Lebensmitteln.
Gretel zieht ihr Prinzessin-Elsa-Kleid an und freut sich des Lebens.
Hänsel ruft seinen Freund an und klagt ihm sein Leid.

Er telefoniert auch weiter, als das Essen fertig ist. Die Mädels kuscheln sich auf die Couch und schauen eine Folge „Mein Leben und ich“. Entsetzt möchte Gretel, die die letzte Folge davon etwa vier Staffeln zuvor gesehen hat, wissen, seit wann Cory und Shawn denn erwachsen sind. Sie möchte die kleinen Jungs wieder zurück, die mochte sie. Dass die Jungs inzwischen im gleichen Alter wie ihre Mutter sind, möchte das Mädchen nicht glauben. Die Mutter ignoriert das.

Gretel futtert weiter ihre Pommes. Wenn Hänsel noch lange telefoniert, sind für ihn bald keine mehr da. Das teilt Gretel ihrem Bruder auch mit. Er taucht im Wohnzimmer auf. Nicht wegen der Mädels. Auch nicht wegen der Pommes. Sondern einzig und allein, weil sein Akku leer ist.
Es ist so schön, wenn eine Mutter die Liebe ihres Kindes so deutlich zu spüren bekommt.





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