Marie kommt ins Büro. Sie war schon einige Zeit nicht mehr dort, aus Gründen.

Sie erledigt die angefallenen Arbeiten und sucht anschließend das Gespräch mit ihrem Chef. Sie fühlt sich nicht mehr wohl, das Arbeitsklima gleicht einer humanitären Katastrophe. Das möchte sie gerne mit ihm besprechen.

Aus der veranschlagten Viertelstunde werden beinahe zwei Stunden. Sie reden offen und ehrlich miteinander, kommen vom Hundertstel ins Tausendstel. Für beide Seite ist das Gespräch wichtig, für beide Seiten ist das Gespräch unangenehm.

Marie erzählt ihrem Chef alles, was ihr auf der Seele liegt. Der Chef hört zu und teilt seiner Angestellten seine Ansicht zu den Dingen mit.

Um den Job als Aufgabe geht es in keiner einzigen Minuten dieses Gesprächs. Immer nur um die Fairness innerhalb der Belegschaft und den Umgang zwischen den Kollegen.

WTF?

Grade als Marie denkt, dass das Gespräch gut verlaufen ist und sie den Entschluss fasst, dem ganzen noch eine Chance zu geben, erzählt ihr Chef ihr etwas, dass sie am Menschenverstand einiger zweifeln lässt:

Neben ihrer Tätigkeit im Unternehmen ist Marie auch privat viel online unterwegs. Das wissen alle, die Umstände sind von Anfang klar gewesen.

In der Chefetage aber ist nun sauer aufgestoßen, dass Marie etwas gepostet hat. Nicht heute und nicht gestern, nein, vor nahezu zehn Jahren. Diesen Blogpost hat sie mit der Zustimmung eben dieser Chefetage verfasst. Die Zustimmung war für sie selbstverständlich, weil das Unternehmen erwähnt wird. Nicht denunziert oder negativ dargestellt, lediglich als Beispiel genannt. Positiv. Die Erwähnung der Firma war höchstwillkommen.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Nun, nach fast zehn Jahren, haben sich Kollegen – die von der Sorte, die Marie immer, wenn sie sie sehen, ins Gesicht lächeln und hintenrum alles geben, um sie aus dem Unternehmen herauszumobben – in der Chefetage über diesen Post beschwert.

Der Chef, der diesem Blogpost vor Jahren zugestimmt hat, fühlt sich nun von eben diesem hintergegangen. Er sagt aber nichts zu Marie. Stattdessen lässt er sich mit den Kollegen darüber aus und lässt Marie spüren, dass sie in dem Unternehmen nicht mehr willkommen ist.

Marie geht nach Hause. Sie versteht die Welt nicht mehr. Warum wird lieber hinter dem Rücken mit anderen gesprochen als ihr einmal direkt und klar zu kommunizieren, wenn es ein Problem gibt?

Diese Vorgehensweise entspricht nicht ihrem Charakter. Verstehen oder gar nachvollziehen wird sie es niemals können.

Ratlosigkeit auf ganzer Linie

Ihr Chef hat ihr während ihres Gesprächs mehrfach gesagt, dass er sich nicht verbiegen möchte. Muss er nicht. Aber sie möchte es auch nicht müssen. Sie möchte es nicht hinnehmen müssen, dass solche Situationen nicht mit ihr, sofort und direkt und vor allem persönlich, besprochen werden. Sie möchte es nicht hinnehmen, dass sie essentielle Dinge entweder erst nach Monaten oder wie jetzt durch Zufall erfährt.

Zu Hause angekommen versteht Marie diese Menschen immer noch nicht. Sie ist sich sicher, dass sie sie niemals verstehen wird. Sie ist sich sicher, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird.

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