Die Mutter wacht auf. Nicht freiwillig, aber sie kann gleich während der Computertomographie weiterschlummern. Zumindest ist das ihr Plan. Denn wirklich wohl ist ihr bei dem Gedanken an die Untersuchung nicht.

Sie denkt an ihre Kinder. Gretel wird gleich in den Kindergarten gebracht werden, Hänsel schläft bestimmt noch.

Hänsel. Sie lächelt. Bei ihrem gestrigen Gespräch sieht er sie lange an. Neugierig fragt sie ihn, was in seinem Kopf vorgeht. Er grinst und erwidert: „Du siehst aus wie Quasimodo, Mama. Du bist aber nicht Quasimodo, du bist Quasimama!“ Beide lachen. Jetzt, bei dem Gedanken an diese Unterhaltung, verspürt die Mutter das Bedürfnis, ihren Sohn in den Arm zu nehmen.

Er wird im Laufe des Tages nach Hause kommen. Die Aufgaben, die er sich für heute eingeplant hat, möchte er beim Vater erledigen. Dort hat er mehr Ruhe, sagt er. Unwahrscheinlich, mit zwei Hunden und zwei Mitbewohnern, denkt sich die Mutter. Sie lässt ihn dennoch. Sie weiß, wie sehr er die beiden Hunde liebt und sich über die Gesellschaft der Mitbewohner freut.

Nachmittags werden wieder alle beisammen sein. Darauf freut sich die Mutter sehr. Nun aber muss sie los. Der mütterliche Fahrdienst steht sicher schon bereit.

Sie humpelt zum Aufzug. Seit dem Einzug vor vielen Monaten hat sie diesen nicht öfter als eine handvoll Male genutzt. Eigentlich bewältigt sie die Etagen zu Fuß. Nun ist sie froh, dass es den Aufzug gibt und er funktioniert.

In der Praxis angekommen überkommt sie ein unangenehmes Gefühl. Sie musste schon einmal ein CT machen lassen. Weder der damalige Moment der Aufnahme noch das Ergebnis sind etwas, an das sie gerne zurückdenkt.

Hoffentlich ist sie bald an der Reihe.
Hoffentlich hat sie es bald hinter sich.
Hoffentlich ist die Kniescheibe nicht gebrochen.

Sie ist tatsächlich sehr schnell dran. Auch die Untersuchung ist in kurzer Zeit vorüber. Sie war auch gar nicht schlimm. Auf das Ergebnis muss sie warten. Der Befund mitsamt der Aufnahmen geht an den Hausarzt. Laut Aussage der Sprechstundenhilfe wird dieser im Laufe des Tages informiert. Mit viel Glück erfährt sie selbst auch noch heute, was mit ihrem Knie ist. Ein erster Anruf am Nachmittag verläuft erfolglos.

Mutter und Oma fahren heim. Fürsorglich wird die Mutter mit Frühstück und dem ersten Kaffee seit dem Unfall versorgt. Nach stundenlangem Ratschen macht sich der Kopf der Mutter wieder bemerkbar. Sie wird heimgebracht.

Auch Hänsel ist daheim. Er möchte auf den Spielplatz gehen, fragt bei seinem besten Freund an. Ob Gretel direkt nach dem Kindergarten heimkommt, darf das Mädchen selbst entscheiden. Die Mutter würde sich über einen ruhigen Nachmittag durchaus freuen. Über die Gesellschaft ihrer Nachkömmlinge ebenso.

Die Entscheidung fällt auf einen ruhigen Nachmittag. Obwohl sie sehr müde ist, entscheidet sich die Mutter für einen Fernseh-Marathon. Weitere Folgen ihres Autor-Cop-Duos stehen auf dem Plan. Gretel möchte erst nach dem Abendessen nach Hause kommen, Hänsel hat eine ähnliche Heimkommzeit genannt bekommen.

Kurz vor Praxisschluss erreicht die Mutter ihren Hausarzt. Das Fax der Radiologie liegt vor. Die Mutter ist aufgeregt. Dann endlich, die positive Nachricht: keine Patella-Fraktur, kein Bruch der Kniescheibe. Ein Stein fällt ihr vom Herzen. Der Befund ist ausgedruckt und kann zum Orthopäden-Termin abgeholt werden. Vereinbaren kann die Mutter diesen Termin erst am nächsten Tag, heute ist niemand mehr zu erreichen.

Glücklich lehnt sie sich zurück und wartet auf Hänsel und Gretel.

Hänsel hat in einer Stunde Zapfenstreich, Gretel wird wohl etwas früher zurück sein. Gemeinsam werden sie zur Feier des Tages noch ein Stück Geburtstagskuchen naschen. Dann ist bereits Schlafenszeit für die Kinder. Die Mutter plant einen Abend mit dem Autor-Cop-Duo ein.

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