Den kriminellen Vorabend hat ein Sprachnachrichten-Austausch inklusive Video von den Kindern optimiert. Glücklich schaut sich die Mutter immer weiter ans Serienfinale hin, nachdem die Kinder ihr von ihrem schönen Tag am See berichteten. Sie klingen fröhlich und erzählen begeistert vom Schwimmausflug. Die Mutter freut sich sehr für die beiden, dass sie nach den letzten Wochen endlich wieder an den See radeln konnten.

Mit diesen Gedanken schläft sie ein, und mit diesen Gedanken wacht sie auf. Ein weiterer Tag, an dem sie geweckt wird. Es steht ein Termin in der Stadt an. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass sie mit dem Auto fährt. Ihr Kopf sieht das anders. Den gesamten gestrigen Tag hing ihr die Geburtstagsfeier vom Sonntag noch nach. Das Vermissen der Kinder hat den Kopfschmerz nicht verbessert, weswegen sie spontan auf den ÖPNV umschwenkt.

Ihr Blick fällt auf ihr Handy. Eine Bildnachricht ihres Papas. Als sie es öffnet, fällt sie fast um vor Schreck. Das Bild zeigt deutlich die erste Zahnlücke ihrer stolzen Tochter!

Damit hatte die Mutter nicht gerechnet. Zwar hat sie Gretel eine Aufbewahrung für das Zähnchen mitgegeben, aber sie ist nicht davon ausgegangen, dass sie diese schon heute benötigen wird.

Das Mädchen blickt glücklich und stolz in die Kamera. Da sie gestern nichts davon erzählt hat, wird sich der Zahn erst heute früh verabschiedet haben. Gretel wird groß. Die Mutter ist ein bisschen wehmütig.

Nichtsdestotrotz muss sie sich auf ihren Termin vorbereiten. Dazu muss sie eine lange Hose über ihr Knie ziehen, was Schmerzen verursacht.
Sie schlüpft in ihre Lieblingshose, freut sich, dass diese ihr passt. Dazu gibt es Shirt und Blazer. Fehlen nur die Schuhe. Wie lang hatte sie schon keine Heels mehr an? Sinnierend schaut sie den Schuhschrank durch. Sie entscheidet sich für etwa fünf Zentimeter Absatz und fragt sich, was das Knie dazu sagen würde, wäre es nicht ruhiggestellt worden.

Schon auf dem Weg zum Bahnhof ist ihr warm. Die Maske, die am Bahnsteig getragen werden muss, macht es nicht besser. Im Zug hingegen ist es kühler.

Zum ersten Mal hört sie die Durchsagen an den Bahnhöfen: „Bitte halten Sie zu Ihrem eigenen Schutz den Sicherheitsabstand zu anderen Passagieren ein und tragen Ihre Maske.“ Gruselig. Natürlich weiß sie, dass diese Gegebenheiten seit Wochen Alltag sind, jedoch wurde sie damit bislang nicht konfrontiert.

Gleich hat sie ihren Zielbahnhof erreicht. Nachdem sie den Bahnhof erst in die falsche Richtung verlässt, schafft sie es dennoch pünktlich zum Termin.

Mit einem positiven Gefühl, vielen Gedanken und einer dicken Blase am Fuß macht sie sich nach dem Gespräch wieder auf dem Heimweg.
In der kühlen Wohnung angekommen, startet sie die letzten Folgen ihres Crime-Duos. Ihr Fahrrad ist noch nicht repariert, Auto fahren geht noch nicht, zu Fuß kommt sie nicht so weit. Vielleicht spaziert sie später zum See.

Aus dem See wird lediglich ein Ausflug zur Bank. Ihr Kopf dankt es ihr, dass sie schon nach neunzig Minuten wieder zurück ist.
Sie kuschelt sich auf die Couch und startet die letzten vier Folgen ihrer Serie.

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