Nun ist die Ferienstimmung auch bei der Schlafenszeit angekommen: Bis um kurz vor Mitternacht hatten die Kinder am Vorabend noch wichtige Dinge mitzuteilen. Allen voran superwichtige Liebesbekundungen an die Mutter und den uneeeeeendlichen Wunsch, sie genau jetzt (und gleich nochmal und in fünf Minuten und in zehn Minuten und überhaupt) in den Arm zu nehmen. Es musste auch mitgeteilt werden, dass der Kindergarten jetzt schon so lange geschlossen ist (echt?!), es ja bald Ferien sind (und das ändert jetzt genau was?) und dass morgen wieder geradelt werden kann, schließlich wurden soeben (Erinnerung: es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr) die Handschuhe gefunden. In einer der Kisten. Oben auf dem Regal.

Fix und fertig schläft die Mutter irgendwann ein. Doch der Zustand hält nicht lange an. Gegen fünf Uhr hat das Minimädchen solch eine Sehnsucht, dass sie den Schlafsack auf dem Fußboden des Fußball-Kinderzimmers lieber gegen das Bett der Mutter eintauscht. Niedlich wie sie ist, platziert sie sich selbst so im Arm der Mutter, dass sie es bequem hat. Ob die Mutter so weiterschlafen kann, irrelevant. Spoiler: Kann sie nicht.

Das Mädchen ist schon lange wieder im Land der Träume, als die Mutter nun wach liegt und überlegt, was an diesem Tag alles zu erledigen sein wird. Die Liste ist lang, doch darunter auch ein Lichtblick: Die Hoffnung, dass die Kinder weiterhin auf ihre mindestens zehn Stunden Schlaf kommen und so drei ganze Stunden in Ruhe gearbeitet werden kann. Und das am besten mit Musik auf den Ohren. Das macht gute Laune, sagt man.

Schmerzerfüllt dank Muskelkater ihres Lebens steht die Mutter auf, setzt sich ausnahmsweise mit ihren beiden Laptops ganz ordentlich an den Tisch, setzt die Kopfhörer auf, sucht den Stream einer ihrer Lieblingsbands und los geht’s in voller Lautstärke. Voller Vorfreude auf lang nicht mehr gehörte, aber immer geliebte Songs checkt die Mutter die Mails. Hm.

Der erste Song fängt an, sie singt gedankenverloren aber dennoch leise – Tochterkind soll ja weiterschlafen – mit. Nach wenigen Zeilen merkt sie, welcher Song es ist und fühlt sich so dermaßen in den Allerwertesten getreten. Hatte sie doch extra ihren üblichen guten-Morgen-gute-Laune-Lieblingssong nicht eingeschaltet, weil der Text etwas beschreibt, von dem sie im Moment so gar nichts wissen möchte, besingen Die Ärzte nun auf ihre Weise die gleiche Situation. Kaffee muss her. Viel Kaffee. Und ein anderer Song.

Als das Tochterkind, tatsächlich erst um halb elf, aufwacht, hat die Mutter zu ihrer eigenen Verwunderung schon einiges geschafft, so dass die ersten Worte ihr ein glückliches Lächeln entlocken: „Mami, hast du schon einen Kaffee?“ Die Antwort, dass sie bereits beim dritten ist und sie sich alle selbst geholt hat, rufen blankes Entsetzen auf dem kindlichen Gesicht vor.

Der, inzwischen ebenfalls aus dem Tiefschlaf (nicht aber so recht aus der schlechten Laune) erwachte Junge isst währenddessen die vom Abendessen übrig gebliebenen Nudeln zum Frühstück, bevor er aus Versehen fröhlich „Yalla, Bruda, yalla!“ schreiend die Wäsche aufhängt.

Vorbei mit der guten Laune ist es, als er doch tatsächlich genötigt wird, etwas für die Schule zu tun. Rabenmutter.

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