Als der Wecker klingelt, ist die Mutter noch nicht fertig mit schlafen. Der Abend war lang, sie hatte einiges zu erledigen.

Auch heute liegt ihr kleines Mädchen neben ihr. Sie nimmt ihr Kind in den Arm und kuschelt einen langen Augenblick mit ihr, bevor sie aufsteht und ihren Sohn weckt.

Müde schleicht sie zur Kaffeemaschine, während der Junge sich für die Schule fertig macht. Sein Freund wird ihn heute abholen, da möchte er pünktlich fertig sein.

Gretel schließt ihre Augen erneut, die Mutter kämpft am Frühstückstisch gegen die Müdigkeit. Inständig hofft sie, dass ihre Kleine heute nicht mehr so in den Seilen hängt wie am Vorabend. Die für heute geplante Sporteinheit wird, unabhängig des kindlichen Wohlbefindens, keinesfalls stattfinden.

Stattdessen kümmert sich die Mutter um ihren Papierkram. Irgendwie.

Währenddessen lässt sich ihre Tochter von den Ninja-Schildkröten bespaßen. Raus gehen möchte sie nicht. Sie ist krank, sagt sie. Dass frische Luft ihr gut täte, ignoriert sie.

Auf Diskussionen hat die Mutter keine Lust.

Auch nicht, als nachmittags Hänsel meckernd vor ihr steht. Er hat sich in der Schule das Handgelenk umgebogen. Jemandem Bescheid gesagt hat er nicht, radeln ging auch noch, aber jetzt hat seine Mama sich gefälligst um ihn zu kümmern und ihn zu bemitleiden. Ay ay, Sir Hänsel.

Er bekommt ein Coolpack, wird für das Training entschuldigt und lässt sich von seiner Schwester ein Müsli zubereiten. Gewöhnen sollte er sich daran besser nicht – die Mutter denkt es, Gretel sagt es.

Und schon sind die Kinder wieder verschwunden. Was sie in ihren Zimmern machen, möchte die Mutter gar nicht so genau wissen. Aufräumen ist es sicherlich nicht.

So verbringen sie den frühen Abend, mal wieder, getrennt. Wahrscheinlich sollte sich die Mutter daran gewöhnen, dass die Kinder ihre Zeit lieber ohne sie verbringen. Nur nachts nicht, da wird sie wohl weiterhin von Gretel in Beschlag genommen.

Schlaf, vor allem erholsamer, wird sowieso überbewertet.

Bier auch, redet sich die Frau ein, um nicht spontan im Feierabendandrang einkaufen zu gehen.

Stattdessen macht sie einen virtuellen Ausflug in eine New Yorker Bar und verbringt einen unterhaltsamen Abend mit ihren fünf Freunden dort.

Außer einem Husten dann und wann ist von den Kindern nichts zu hören. Das wertet die Mutter als gutes Zeichen. Noch.

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