Schon vor dem Weckerklingeln wachen die Mädels auf. Gleichzeitig. Sie kuscheln und unterhalten sich eine Weile. Gretel erzählt, was sie in der Nacht geträumt hat und was sie heute vor hat. Aufgaben möchten sie keine machen, dafür aber ihr Zimmer aufräumen. Heute ist es Hänsel, der als letztes aus seinem Bett gekrochen kommt. Vier Schulstunden stehen ihm bevor.

Als am Vortag der neue Stundenplan eingegangen ist, fiel sein erster Blick panisch auf den Mittwoch. Hat die Schule ihm den späten Schulbeginn um halb zehn für diesen Tag gestrichen? Glücklicherweise nicht! Auch die Mutter ist erleichtert. Das Weckerklingeln richtet sich jeden Tag nach dem Schulbeginn des Herren im Haus und so profitieren alle von einem Ausfall der ersten statt der letzten Schulstunden, die über den Vormittag verteilten Freistunden sind auf ein Minimum geschrumpft, was besonders gut für die Nerven der Mutter ist.

Es ist die Mutter, die als erstes am Arbeitsplatz sitzt. Auch heute ist ihr Stundenplan voll mit Unterrichtseinheiten. Allerdings freut sie sich schon sehr auf die Themen und würde am liebsten direkt beginnen. Zuerst aber möchten die Kinder frühstücken und ihren Redebedarf stillen.

Anschließend wird gearbeitet. Und Kaffee getrunken. Zumindest von der Mutter. In Gretels Tasse befindet sich Kakao, in Hänsels Glas Wasser.

Nach nur vier Unterrichtsstunden ist Hänsel für den Tag durch. Die Mutter nicht. Noch lange nicht. Sie lernt weiter, während die Kinder das Essen vorbereiten. Fisch in Senfsauce, mit Spinat und Süßkartoffeln wird der Mutter heute kredenzt. Anschließend muss Hänsel an die frische Luft. Er fährt eine Runde Fahrrad, während seine Mädels nachmittags noch im Schlafanzug die Sonne durch die Wohnzimmer-Scheibe betrachten, Musik hören und durch das Zimmer tanzen. Morgen gehen auch sie wieder raus. Nehmen sie sich fest vor.

Später gibt’s Brotzeit zum Abendessen. Dazu jede Menge Quatsch, herzhaftes Lachen und Gangsta Speech. Von Gretel, nicht vom pubertierenden Hänsel. Sehnsüchtig schielt die Mutter auf die Uhr und rechnet schnell aus, wie lange es noch dauert, bis sie Kinder ins Bett schicken kann. Die Kinder beglücken sie währenddessen mit den wichtigen Dingen des Lebens: Sie zeigen ihrer Mutter Nachrichtendienst-Sticker, schicken ihr versehentlich etwa hundert Stück zu und amüsieren sich königlich.


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