Die Mutter hat den Film überstanden. Ebenso die nachfolgende Kitzel-Quatschmach-Blödsinn-Stunde, an deren Ende Hänsel japsend fordert, die Story über diesen Tag lesen zu dürfen. Er ist enttäuscht, als erfährt, dass die einzelnen Aktionen und Aussagen ihren Weg ins world wide web nicht finden werden.

Mit einem guten Gefühl liegen alle drei nach einem ausgiebigen Gute-Nacht-Ritual in ihrem eigenem Bett. Dass das am nächsten Morgen ebenso sein wird, bezweifelt zumindest die Mutter. Die sehr müde Mutter. Inzwischen ist sie bereits seit fast 19 Stunden wach, aber mit dem Schlafen klappt es dennoch nicht so recht. Zu spannend ist der Mörder jagende Meister der Manipulation. Aus den Kinderzimmer hingegen ist schon lange nichts mehr, nicht mal eine Geschichte, zu hören.

Um 9 Uhr ist die Nacht vorbei. Hänsel hört kickende Kinder, liegt dabei im Bett und verlangt nach Ruhe. Ähnlich geht es der Mutter. Gretel hingegen putzt freudig die Küche. Mit Putzzeug bewaffnet marschiert sie entschlossen in den kleinen Raum am Ende der Wohnung und sorgt dort für Sauberkeit. Sie wischt den Boden, sie saugt Staub und ist begeistert. Die Mutter auch.

Wo auch immer das Mädchen diesen Putzfimmel herhat, die Mutter lässt sie ihn ausleben. Ebenso lässt sie die Kinder wie gewünscht das Frühstück zubereiten. Sie backen Brötchen, während die Mutter den Tisch deckt – die Kinder lieben es. Die Mutter bekommt einen Kaffee und in der restlichen Backzeit wird gespielt.

Erst als der Ofen verkündet, dass die Backwaren fertig sind, hören sie mit auf. Die Mutter macht sich einen weiteren Kaffee und alle gemeinsam schlemmen genüsslich.

Schon bald darauf brechen die Kinder zu ihrem Vater auf. Dass beide nur wenig Interesse an dem Mann, dafür aber viel an ihrer kleinen Schwester aufweisen, vertrauen sie ihrer Mama an. Eine Weitergabe an den Vater wäre sinnbefreit, er würde es nicht ernst nehmen. So freuen sich die Kinder auf ihre Schwester und nehmen dafür den Vater in Kauf. Hänsel kehrt laut Plan abends wieder zurück, Gretel möchte über Nacht bleiben. Die Mutter freut sich über die kleine Auszeit und den geplanten Mutter-Sohn-Ausflug am nächsten Tag.

Später als vereinbart klingelt es. Liebevoll verabschieden sich Hänsel und Gretel von ihrer Mama, cool begrüßen sie ihren Vater.

Das Wetter überzeugt die Mutter nicht zum Rausgehen. Eigentlich wollte sie mit einem neuen Hörbuch auf den Ohren Wald und See fotografieren gehen. Als aber die Kinder zur Tür heraus sind, wechselt sie Jeans wieder gegen Sporthose, drückt das Knöpfchen der Kaffeemaschine und legt sich auf die Couch. Dort verbringt sie den Nachmittag. Faul und nichtstuend genießt sie eine Folge Crime nach der anderen.

Wann ihr Sohn abends nach Hause kommen wird, ist nicht ganz sicher. Da er aber einen Schlüssel dabei hat, ist es auch nicht wichtig. Sie ist zu Hause und er wird, wie immer, leise in die Wohnung schleichen und sie erschrecken. Weil er aber nicht ganz so leise ist, wie er denkt. hört die Mutter ihn meist schon vorher. Das ärgert den Jungen zwar, aber ändern kann er es nicht. Gekuschelt wird in der Regel dennoch.


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