Endlich. Als die Mutter aufwacht, ist der Tag schon in vollem Gange. Für alle anderen Familien. Ihre Kinder hingegen schlafen noch und auch sie selbst ist wenig ambitioniert, das Bett in den nächsten Stunden zu verlassen.

Als ihre Tochter nach einer Weile aufwacht, muss diese eine Knutsch-und-Knuddel-Attacke über sich ergehen lassen. Verliebt fragt die Mutter das müde Mädchen, warum denn ausgerechnet sie das hübscheste Tochterkind der Welt bekommen hat. Mit einem zauberhaften Lächeln bestätigt ihr das kleine Menschlein, dass es so ist, weil sie es verdient hat. Liebe pur.

Aus dem Prä-Pubertier-Zimmer dröhnt eine Geschichte. Grade so laut, dass die Mutter es nicht sofort hört, grade so leise, dass Hänsel den Erzählstimmen folgen kann. Der Junge hat offensichtlich keinen Bedarf an Unterhaltung. Gretel sieht das anders. Sie vermisst ihren Bruder, weswegen sie so lange nach ihm ruft, bis er endlich, verschlafen und in seine Decke eingewickelt, in der Tür steht. Dann wird ausgiebig gekuschelt. Die Mutter wird dabei außer Acht gelassen.

Sie hat ihren Kindern für heute ein Frühstück versprochen. Lust aufzustehen hat sie weiterhin keine. Vielleicht wird sie deswegen beim Kuscheln ignoriert.

Grade in dem Moment dieses Gedanken fordert Gretel zum kollektiven Mami-knutschen auf. Wunderbar. Danach gibt es je eine Runde Hänsel-knutschen und Gretel-knutschen, bevor sie wieder lethargisch ins Bett fallen. Sie haben alle drei die gleiche müde DNA, Leugnen ist zwecklos.

Es soll geradelt werden. Das Ziel bzw. die Route steht auch schon fest. Endlich etwas neues entdecken. Doch just in dem Moment, in dem es losgehen soll, sieht es stark nach Regen aus. Gretel möchte lieber zu Hause bleiben. Hänsel und die Mutter möchten joggen gehen. Gretel möchte lieber zu Hause bleiben. Also darf Hänsel alleine joggen gehen und die Mutter bleibt mit Gretel zu Hause.
Gretel ist glücklich. Hänsel ist glücklich. Die Mutter wird fett.

Hänsel ist zu einem Freund gejoggt und bringt Vorschulübungen für seine Schwester mit. Überglücklich setzt sich diese auf die Couch und studiert ganz genau, was ihr Bruder da für sie mitgebracht hat. Sie freut sich, dass nun etwas zum Lernen hat. Die Mutter ist gespannt, wie lang diese Freude anhalten wird.

Anschließend verschwinden die beiden im Kinderzimmer. Sie haben tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, in dem dort herrschenden Chaos noch eine Chaos-Höhle zu bauen. Die Mutter bleibt im Wohnzimmer zurück.

Sie überlegt, nach dem einstimmigen Beschluss der Kinder, die Wohnung heute nicht mehr zu verlassen, joggen zu gehen. Stattdessen macht sie sich auf den Weg in die Küche und bereitet das versprochene Frühstück zu. Gibt’s das eben zum Nachmittagskaffee.

Vollgefuttert sitzen die drei den restlichen Tag auf der Couch und verfolgen die Abenteuer in Entenhausen und im Gummibärenland.

Die Mutter geht später tatsächlich noch raus. Das Joggen muss sie auf Grund von Seitenstechen abbrechen. Sie holt ihr Fahrrad und absolviert ihre zehn Kilometer-Strecke in zwanzig Minuten. Das Bier ist verdient.

Die Kinder beschließen, auf Grund von Umständen in den Kinderzimmern, auf der Abreagier-Matratze im Flur zu nächtigen. Gemeinsam beziehen sie diese, bauen sich eine Höhle drum herum und platzieren eine Alexa. Die Kinder sind ganz aufgeregt, freuen sich, dort schlafen zu dürfen und hüpfen „das wird toll, das wird toll“ rufend durch die Wohnung. Die Mutter bereut, ihr ok gegeben zu haben. Der nächste Kasten Bier ist verdient. Flasche, sie meint natürlich Flasche!





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