Why does it always rain on me?

Am Abend zuvor fängt es an zu regnen. Ein ordentliches Gewitter fegt über die Stadt hinweg. Die Mutter mag das Geräusch des niederprasselnden Regens und schläft ein. Wie immer viel zu spät, wie oft mit dem satanischen Schönling.

Morgens kuschelt sich Gretel an ihre noch schlafende Mutter. Sie nimmt sie in den Arm und gibt ihr ein Küsschen. Decke bekommt sie keine, daher geht die kleine zurück ins Kinderzimmer. Von dort ertönt bereits eine Geschichte.

Als die Mutter aufwacht, regnet es zwar nicht mehr hörbar, doch es ist nass. Und grau. Und kalt.

Gretel hat sich vor einiger Zeit einen Guck-Tag gewünscht. Die Mutter hatte ihr diesen für den nächsten schlecht-Wetter-Tag zugesichert. Es sieht so aus, als wäre dieser Tag heute.

Schon am Vorabend, Hänsel kam dann doch noch zum Gute-Nacht-sagen aus seiner Höhle, stellen Mutter und Sohn die These auf, dass die Laune am letzten Tag vor dem neuen Alltag nicht sonderlich gut sein wird. Reflektiert und selbstkritisch stellt Hänsel fest, dass es bereits soweit ist. Beide lächeln.

Ob der Junge sein Zimmer heute verlassen wird? Man weiß es nicht.

Die Mutter liegt so da, in ihrem Bett, ohne Kaffee und vollkommen müde. Morgen um diese Zeit ist sie, sofern alles gut geht, bereits seit einer Stunde im Büro. Wie viel Kaffee sie wohl dafür benötigen wird?

Nun aber steigt ihr erst einmal ein wunderbarer Geruch in die Nase. Es ist Sonntag, die Nachbarin ist eine begnadete Köchin. Das Ergebnis zieht der Mutter nun, am frühen Morgen, direkt in die Nase.

Gretel reißt sie aus ihren Gedanken. Die Kleine kommt zur Mutter. Sie möchte kuscheln. Die Arme ihrer Mutter empfangen sie liebevoll. Verschmust schaut das Mädchen seine Mutter an und möchte wissen, ob diese das Küsschen in der Früh mitbekommen hat. Nach einer positiven Antwort sprüht Liebe aus den hübschen Augen. „Mami, ich liebe dich einfach!“ lautet die einfache Erklärung. Die Mutter ist glücklich.

Aber immer noch müde. Und kaffeelos. Nachdem die Kinder das geändert haben, werden die Mails gecheckt. Eine Nachricht macht die Mutter traurig, den Sohn aber glücklich. Nachdem die präferierte Schule ihm abgesagt hat, kommt nun die Zusage von Plan war-eigentlich-gar-nicht-vorhanden. Er freut sich, das wiederum freut die Mutter. Dennoch ist sie traurig, dass der ursprüngliche Wunsch nicht realisiert werden kann. Organisatorisch gibt es auch noch offene Fragen, die laut dem Schulrektor in den kommenden Tagen geklärt werden. Die Mutter ist gespannt.

Am frühen Nachmittag, Hänsel spielt fröhlich in seinem Zimmer und Gretel lebt ihren Guck-Tag mit drölftrillionen Folgen der sprechenden Schildkröten aus, steht die Mutter auf. Hunger treibt sie in die Küche. Grießbrei lautet der Wunsch der Kinder.

Gestärkt gehen die drei zurück auf die Couch. Weitere Schildkröten-Folgen werden gesuchtet, abwechselnd mit Geschichten des geheimnisvollen Kochbuchs. Die Mutter sucht währenddessen Ausflugsziele für die nächsten Wochen heraus.

Anschließend gibt es noch einen Minions-Film, bevor die Kinder ins Bett geschickt werden.

Ob heute jemand schlafen kann und ob irgendjemand morgen früh aus dem Bett kommen wird, steht in den nicht sichtbaren Sternen. Ebenso fraglich ist es, ob die Mutter einen ruhigen Abend haben wird. Verbringen möchte sie diesen gerne mit ihrem satanischen Schönling und, bei Bedarf, einer Flasche Sekt.

Eskaliert ist heute noch nichts. Noch niemand. Ob es so bleibt? Man weiß es nicht. Hänsel ist auf jeden Fall froh, dass er nur drei Schulstunden absolvieren muss. Die Mutter ist froh, dass auch ihr Arbeitstag nach fünf Stunden beendet sein wird. Gretel freut sich so sehr auf den Kindergarten und ihre Freunde, dass sie das Wecken in Kauf nimmt.

Der Wecker ist bereits gestellt. Auf sechs Uhr. Puh.

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